Die Partei bettet Che Guevara zur letzten Ruhe

■ Debatten wird es auf dem heute beginnenden Parteitag der kubanischen KP nicht geben

Berlin (taz) – An großen Daten mangelt es nicht, wenn Kubas KP diese Woche ihren 5. Parteitag abhält. Der 30. Todestag Che Guevaras am 9. Oktober wird im Zentrum stehen, gleich gefolgt vom Jahrestag des Beginns des Unabhängigkeitskriegs gegen die spanische Kolonialherrschaft am 10. Oktober. Dann werden, zum Abschluß des Kongresses, die kürzlich aus Bolivien nach Kuba überführten Gebeine Che Guevaras in einer feierlichen Zeremonie in die Provinzhauptstadt Santa Clara überführt werden, wo er seine letzte Ruhe finden soll.

Was indes die Politik angeht, so hat Kubas Staatspartei alles getan, um möglichst keinerlei Erwartungen an den Parteitag aufkommen zu lassen. Jegliche Kursänderung ist von vorneherein ausgeschlossen.

Der Leitantrag der Parteiführung steht unter der Überschrift: „Die Partei der Einheit, der Demokratie und der Menschenrechte, die wir verteidigen“. Es ist ein denkwürdiges Dokument. 80 Prozent des Textes sind der Nacherzählung und Interpretation der Geschichte gewidmet: vom Beginn des Unabhängigkeitskampfes 1868 in gerader Linie zum amtierenden Politbüro. Die Gegenwart wird recht knapp abgehandelt. Auch einige negative Erscheinungen werden benannt: ein sich bildendes „Lumpenproletariat“, Korruption, „die Faszination und der frivole Kult für Modelle und Symbole der Yankees“, der Verlust moralischer Normen und gesellschaftlicher Solidarität. All dies ist jedoch nicht als Krise des kubanischen Systems zu verstehen, sondern als Teil der „neuen, immer subtileren und komplexeren Formen des ideologischen Kampfes“ der USA und der Konterrevolution.

Das politische Klima, in dem der Kongreß stattfindet, ist zudem durch die jüngsten Bombenattentate in Hotels in Havanna geprägt. In Kubas KP haben diese Attentate ohne Zweifel jene Kräfte gestärkt, die alle Politik vor allem in der Auseinandersetzung mit der äußeren Bedrohung definieren, und jene in die zweite Reihe verwiesen, die auch die Gefahren des anhaltenden Legitimationsverlustes von Partei und System im Lande selbst thematisieren wollen. Bert Hoffmann