Das Portrait
: Die bekennende LesbeGB

■ Angela Eagle

Angela Eagle, Staatssekretärin im britischen Umweltministerin, teilt ihr Leben mit einer Frau und steht dazu Foto: dpa

Das gab es im britischen Königreich noch nie: Angela Eagle, 36, Labour-Abgeordnete und Staatssekretärin im Umweltministerium, bekennt sich so ganz nebenbei als Lesbe. „Ich lebe in einer langjährigen und sehr glücklichen Beziehung, aber manchmal weiß ich gar nicht, wie wir die Zeit finden, uns zu sehen“,sagte sie dem Independent, dann fügte sie hinzu: „Bei meiner Beziehung handelt es sich übrigens um eine Frau.“ Die Partei stehe zu ihr, und sie habe „auch nichts anderes erwartet“.

Sie outete sich aus zwei Gründen: Zum einen wollte sie selbst damit umgehen lernen, zum anderen wollte sie „die Sache aus dem Weg räumen, damit ich mich auf meine Arbeit konzentrieren kann“. Ihr Risiko war freilich gering, nachdem drei offen schwule Abgeordnete bei den Wahlen im Mai ins Unterhaus eingezogen sind. In den siebziger Jahren war das noch anders: Als sich die Labour-Frau Maureen Coulqhoun als erste Abgeordnete zu ihrer Homosexualität bekannte, wurde sie von ihrem Bezirksverband fallengelassen, das Wahlvolk strafte sie mit Sitzverlust.

Eagle stammt aus Formby bei Liverpool. Sie war britische Jugend-Schachmeisterin und spielte im Cricket- Team von Lancashire, bevor sie nach Oxford ging und an St. Johns, dem teuersten College der Universtät, Politik, Philosophie und Wirtschaft studierte. Schon 1978 trat sie in die Labour Party ein und gehörte der linken Tribune- Gruppe an. Im Zuge der Labour-„Modernisierung“ rückte sie dann in die Mitte und ist heute eine entschiedene Blair-Anhängerin.

Als Eagle 1992 im Wahlkreis Wallasey bei Liverpool ins Unterhaus gewählt wurde, war sie die jüngste Abgeordnete.

Anfangs habe man sie im Unterhaus stets für eine Sekretärin gehalten, doch inzwischen haben auch in dieser starren Institution Veränderungen stattgefunden, sagt sie. Das Unterhaus habe nun eine Sprecherin, und auch „The Leader of the House“ – ein hochrangiger Posten zwischen Fraktionsführer und Unterhaussprecherin – sei eine Frau. Allerdings gebe es nach wie vor eine Menge alberne Regeln, beklagt sich Eagle: „Zum Beispiel muß man einen Zylinder tragen, wenn man bei einer Abstimmung einen Antrag zur Tagesordnung stellen will. Das ist bescheuert, wir sehen lächerlich aus, und niemand kapiert es.“ Ralf Sotscheck