■ Bindungen?
: Familienbande

Hör' ich das Wort „Familie“, greif' ich nach meiner Magengrube...In den sechziger Jahren ein Schreckgespenst, in den Achtzigern eine neue Utopie, scheint die Familie in den neunziger Jahren zusehends zum Gegenstand rechtspolitischer und sozialarbeiterischer Anstrengungen zu werden: Vergewaltigung in der Ehe, neue Rechte für geschiedene Männer, Homoehe, künstliche Befruchtung, Sterbehilfe, Kindesmißbrauch – die zunehmende Verrechtlichung trifft mit jedem dieser Themen auf neue Allianzen von Gegnern und Befürwortern. Wer staatliche Einmischung in Abtreibungsfragen nicht schätzt, befürwortet sie aber umgekehrt, wenn es beispielsweise um Vergewaltigung in der Ehe geht. In loser Folge werden sich verschiedene Autoren an unserer Debattenreihe beteiligen. Den Auftakt machte der Berliner Medizinsoziologe Alexander Arenberg mit der These vom Zusammenbruch der Familie unter der Last der studentenbewegten Individualisierung (25.9.). Ihm widersprach Detlef Kuhlbrodt (2.10.). Mariam Lau