■ Tod zum Jubiläum
: Suizid im Bethanien

Am 29. September hat sich der langjährige Mitarbeiter der Druckwerkstatt im Künstlerhaus Bethanien, Rainer Maria Schopp, das Leben genommen. Für seine Freunde und Kollegen steht fest, daß der 47jährige Reprofotograf mit seinem Tod ein Zeichen setzten wollte. Rainer Schopp erhängte sich in der Dunkelkammer der Druckwerkstatt an dem Tag, als drei seiner Kollegen ihre Sachen packten, weil sie vom Kulturwerk des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) entlassen worden waren.

Schopps Suizid ist der tragische Höhepunkt eines langen Konfliktes zwischen BBK und Druckwerkstatt, in dem es um weit mehr geht als um das autonome Selbstverständnis der aus der Studentenbewegung hervorgegangenen Druckstätte. Aufgrund eines Defizits von 75.000 Mark im 1,87-Millionen-Etat des BKK hatte der Berufsverband drei von elf Mitarbeitern der Druckerei zum 1. Oktober gekündigt. Die Folge: Die Abteilungen Buch- und Offsetdruck mußten schließen. Mit dem Wegfall der beiden Bereiche wird das ganze Konzept der in Europa einzigartigen Werkstatt in Frage gestellt. Rund 250 Künstler erlernen dort jedes Jahr klassische und moderne Drucktechniken bis hin zur Papierherstellung. Warum ausgerechnet die Druckwerkstatt als eine von mehreren BBK-Einrichtungen die ganze Einsparsumme erbringen soll, sehen weder die Festangestellten noch die Künstler ein. Das Besondere an der Werkstatt ist laut Leiter Norbert Pritsch, daß sich die Handwerker nicht als Dienstleistungsunternehmen für die Künstler verstehen, „sondern daß es einen ständigen Wissenstransfer gibt“. Für den seit 24 Jahren dort tätigen Rainer Schopp sei die Druckwerkstatt „sein ein und alles“ gewesen. In einer Todesanzeige am Sonntag haben über 100 Menschen ihre Trauer um den Verlust eines „einzigartigen Menschen“ bekundet. Plutonia Plarre