Ermittlungen gegen Irmgard Möller

Als Versuch, die ehemalige RAF-Gefangene Irmgard Möller „endgültig zum Schweigen zu bringen“, bewertet der Kieler Bundesvorstand der Roten Hilfe die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen die Ex-“Terroristin“durch die Hamburger Staatsanwaltschaft. Die Ermittler werfen Möller die „Billigung von Straftaten“und „Verunglimpfung des Staates“vor (Bericht S. 5, Kommentar S. 12). In zwei Interviews hatte sie die Behauptung aufgestellt, die RAF-Gefangenen Baader, Ensslin und Raspe seien vor zwanzig Jahren in Stuttgart-Stammheim ermordet worden. Möller selbst hatte als einziges Mitglied des RAF-Kerns die „Stammheimer Todesnacht“schwerverletzt überlebt. Irmgard Möller solle „nicht mehr die allseits verinnerlichte Selbstmordversion in Zweifel ziehen dürfen“, bewertet die Rote Hilfe die Ermittlungen. Die Organisation, die politisch Verfolgte unterstützt, erinnerte daran, daß eine Untersuchungskommission Ungereimtheiten an dem Selbstmord-Szenario aufgedeckt hat.

Die Ermittlungen gegen Irmgard Möller werden auch bei einer Veranstaltung der Roten Hilfe zu „Stammheim und der RAF“zur Sprache kommen, die heute um 20.15 Uhr im Stadtteiltreff B 5 (Brigittenstraße 5) in St. Pauli stattfindet. Unter dem Motto „Kriegszustand“soll anhand der in Stammheim gestellten „Vietnam-Beweisanträge“und der damaligen Aufstandsbekämpfungsprogramme diskutiert werden, in welche Zusammenhänge Guerilla und Staat die Kämpfe eingeordnet haben.

Marco Carini