Ein Herz für Pitbulls

■ Tierschutzverein erbt im Rotlichtmilieu

So manche Erbschaft bringt Überraschungen mit sich: Ein im vergangenen März gestorbener Handwerker hat nun dem Hamburger Tierschutzverein zwei Bordelle in der Herbertstraße mitten im Rotlichtmilieu von St. Pauli vermacht. Zur Hälfte gehören die Häuser in der Herbertstraße Nummero 10 und 12 nun dem Verein. Ihr Wert wird auf mehr als zwei Millionen Mark geschätzt.

Ein neues Aufgabenfeld für die Tierschützer? „Wir haben erst gedacht, der Tierschutzverein muß jetzt auch Bordelle verwalten“, beschreibt Wolfgang Poggendorf, Geschäftsführer des Hamburger Tierschutzvereins, seine erste Reaktion auf die Hinterlassenschaft. Eine moralische Last ist das pikante Erbe für Poggendorf nicht, ein Verkauf der Immobilien ist nicht geplant. Schließlich sei die Herbertstraße „auf ihrem Gebiet souverän, sauber und ordentlich“. Und auch der Spender, der über 25 Jahre Mitglied im Tierschutzverein war, sei ein grundsolider Mann gewesen.

Bei einer voraussichtlichen Rendite von 100.000 Mark jährlich werden die moralischen Zeigefinger denn auch gar nicht erst erhoben – immerhin ist das eine ergiebige Finanzspritze für den Verein mit seinem Jahresetat von sieben Millionen Mark. „Die Menschen auf St. Pauli sind schon immer sehr tierfreundlich gewesen, hier ersetzt das Tier häufig den besten Freund“, beschreibt Poggendorf die Gründe dafür, daß ausgerechnet aus dem Rotlichtmilieu eine so großzügige Spende geflossen ist. Manch einer der Herren vom Kiez hält sich eben einen kleinen Pitbull als Schoßhündchen. Die Tiere jedenfalls werden's dem Gewerbe danken.

van/lno