Vibrierende Abendgedecke

■ Geschmackssicheres Ausgeh-Imperium auf zwei Etagen: „Molotow“und „Meanie Bar“

Vor ihrem großen Erfolg spielten L7 und Soul Asylum dort. Die Mudhoney-Tour wurde verschoben. Und als die neuen Termine feststanden, durfte das Molotow am Spielbudenplatz 5 schon keine Konzerte mehr veranstalten. Wohl berechtigterweise hatten die Besitzer des angrenzenden Restaurants moniert, daß die laute Musik regelmäßig ihre Abendgedecke zum vibrieren brachte. 1994 wechselten dann die Betreiber des Molotow und seit Anfang des Monats finden wieder richtig laute Auftritte statt.

Ein paar Monate zuvor hatten die Verantwortlichen, Gesine Judjahn und Andi Schmidt, bereits die Amigo- in die Meanie-Bar umgewandelt und blicken nun stolz auf ein geschmackssicheres Ausgeh-Imperium über zwei Etagen. Eine grobe Trennung besteht lediglich auf optischer sowie konzeptioneller Ebene. Während im Erdgeschoß Menschen an Plattentellern das Ambiente für die gepflegte Kommunikation der Kneipenbesucher bieten, zielt das Molotow auf die mittelgroßen Tanz- oder Konzertveranstaltungen.

So ist Freitag als fester Partytag mit wechselndem Programm eingeplant. Samstags präsentiert das DJ-Kollektiv Assaku-Loopz seine Definition von Club-Musik.

In diesem Rahmen kombinieren drei Mischer ihre Aktivitäten an den Plattentellern mit externen Klangerzeugern und garnieren das Ganze anhand visueller Spielereien. Gleichzeitig wollen die BetreiberInnen sich programmatisch nicht in die Enge treiben lassen. Im Gegenteil. Vielmehr interessiert sie Originalität abseits des Massengeschmacks, die auch schon mal polarisierend wirken darf.

„Wir mögen es, wenn uns die richtigen Leute weglaufen“, bekräftigt Gesine lächelnd. Inhaltliche Schwerpunkte resultieren ohnehin zu genüge aus den eigenen Präferenzen. Und diese faßt Andi lapidar unter der Formel „Gitarren-Underground aus allen Jahrzehnten“zusammen. Musik, die eben das Selbstverständnis der Lokalität verkörpert.

Mindestens genauso wichtig wie die inhaltliche Gestaltung ist allen Beteiligten an Molotow und Meanie-Bar der Kontakt zum Publikum. Sonst könnte man statt der Bedienung auch einen Getränkeautomaten an die Theke stellen. „Prinzipiell sollte jeder, der sich dazu berufen fühlt, seine eigenen Ideen als Vorschläge zur Verbesserung einbringen“, fordert Andi. Funktioniert das, wird der Club genauso zur Herzensangelegenheit wie andere liebgewonnene Tanzcafés dieser Stadt. Wer das nicht glaubt, kann selber nachschauen kommen. Die anderen sind sowieso schon da.

Sven Opitz

heute, 22 Uhr, live in der Meanie Bar: „Das Top Banana Trio“