Nachgefragt
: Viren im Anmarsch

■ Alles über die Grippe-Impfung

Die Viren kommen – und zwar bald. Wir sprachen über die Grippe-Impfung und die Eigenarten der Influenza-Viren mit Dr. Werner Wunderle vom Bremer Gesundheitsamt.

taz: Wann kommen die Viren?

Dr. Werner Wunderle vom Gesundheitsamt: Die ersten Grippefälle tauchen in der Regel Ende November, Anfang Dezember auf. Epidemieartig, also in breiten Bevölkerungskreisen, geht es dann Mitte bis Ende Dezember erst so richtig los.

Wer sollte sich gegen die Grippe denn überhaupt impfen lassen?

Menschen mit Herzkrankheiten und chronischen Lungenerkrankungen – zum Beispiel Asthmatiker oder Menschen mit chronischer Bronchitis. Auch Menschen mit chronischen Nierenleiden oder Zuckerkranke sollten sich impfen lassen. Und solche, die unter angeborenen oder erworbenen Immundefektekrankheiten leiden. Auch HIV-Patienten und Krebspatienten wird eine Impfung empfohlen. Generell wird die Impfung auch Menschen über 60 Jahren angeraten.

Das heißt, sie wären ohne Impfung in Gefahr?

Ja. Es kann zusätzliche Entzündungen der Lunge geben, oder die Infektion kann auf das Herz in Form einer Herzmuskelentzündung übergehen. Da kann es auch zum Tod kommen.

Sind auch junge Menschen gefährdet?

Das kann jeden treffen. Letzt- endlich kann man so etwas nur durch eine Impfung verhindern. Denn die Übertragungswahrscheinlichkeit der Influenza ist sehr hoch.

Das heißt, man kann sich nur zuhause einschließen und Orangensaft trinken?

Theoretisch ja, oder man überwintert in Südspanien. Die Übertragung geschieht nämlich durch eine Tröpfcheninfektion – und die Eintrittspforte der Erreger sind immer die Atemwege. Und atmen müssen wir ja alle.

Nützt es etwas, sich noch impfen zu lassen, wenn die Grippe bereits grassiert?

Das ist mit einem Fragezeichen zu versehen. Denn Impfen lassen sollte man sich beim Hausarzt generell eigentlich ein bis zwei Monate vor der Influenza, also jetzt.

Es wird oft davon geredet, daß wir bald andere Viren erwarten, die auf die Impfung nicht reagieren?

Man muß sich das so vorstellen: Jedes Jahr haben die Viren einen anderen Mantel, mal einen grünen, mal einen roten oder einen blauen. Das krankmachende Virus, das sich unter dem Mantel versteckt, war in den letzten Jahren im wesentlichen das gleiche – und deshalb gab es auch keine außergewöhnlichen Epidemien. Aber Fachleute erwarten in den kommenden Jahren einen Viruswechsel. Dann droht eine weltweite Epidemie mit vielen und in Einzelfällen schwer verlaufenden Erkrankungen. Aber damit ist in diesem Jahr nicht zu rechnen. Darauf deuten alle Laboruntersuchungen auf der ganzen Welt hin.

Fragen: Katja Ubben