■ Störzeile
: Vernetztes Denken

Kommt Ihnen der Gedanke komisch vor, bald schon wieder in der Elbe baden zu dürfen? Sagen Sie sich schon jetzt: „Ohne mich“? Denken Sie doch nicht so eingleisig, so schlicht! Denken Sie öko, denken Sie vernetzt! Und? Natürlich werden Sie – wenn Ihnen überhaupt noch nach Open-Air-Erlebnissen zumute ist – in der Elbe baden. Wo denn sonst?

Im Diesel-Stickstoffgemisch der Lübecker Bucht etwa? Oder in der Nordsee? Wie denn, bitteschön? Wenn das Elbwasser dem menschlichen Leibe wieder zuzumuten ist – zumindest von außen – wird es zwar auch noch Nordseewasser geben. Reichlich sogar. Aber irgendwie anders verteilt als jetzt noch gewohnt.

Mit der Insel ist es dann nichts mehr. Wochenendticket hin, Schickeria her – Sylt wird allenfalls ein beliebtes Ziel für wagemutige Wattwanderer sein. Und St. Peter-Ording, weit vorgelagertes Seebad auf Eiderstedt? Weg, einfach im Meer verschwunden (was späteren Generationen die Suche nach dem wahren Standort Rungholts auch nicht leichter machen wird).

Bliebe als Bade-Ausflugsziel noch Schleswig. Weil dort die Nordsee – über Husumer Unterseehäuser heranrauschend – ihren Weg über die mächtig breite Schlei in die Ostsee fände. Nur wie da hinkommen durch die mittelholsteinischen Sümpfe?

Also: Freuen wir uns über die ökologisch-positive Entwicklung hamburgischen Hafenwassers. Freuen wir uns auf die erfrischenden Bäder im Elbstrom – an den weißen Stränden von Neumünster und von Lüneburg. Freuen wir uns ganz vernetzt im hier und bald.

Jürgen Oetting