Öko-Garaus für Auen

■ BUND beklagt Etikettenschwindel beim neuen Landschaftsprogramm

Mächtig stolz sind sie auf ihr niegelnagelneues Landschaftsprogramm (Lapro): die LandschaftsplanerInnen der Stadtentwick-lungsbehörde. Doch während sich das Lapro zur Zeit auf Begutachtungs-Tournee durch die Hamburger Bezirke befindet, stört eine schroffe Kritik die Behördenseligkeit: „Das Landschaftsprogramm ist Makulatur“ schimpft der Sprecher der Harburger Geschäftsstelle des BUND, Harald Köpcke: „Da hält sich sowieso keiner dran“.

Um diesen Vorwurf zu untermauern, hält Köpcke „ein ganz tolles Beispiel“ parat: Eine mehrere Hektar große Fläche zwischen dem Niedergeorgswerder Deich und dem Bullertweg, direkt am Autobahnkreuz Hamburg-Süd, wird im Lapro als naturnahes „Auenentwicklungsgebiet“ geführt. Doch wo sich plangemäß Feuchtwiesen entwickeln sollen, ist von Natur nichts mehr zu sehen. Bereits im Februar machte die Gartenabteilung des Bezirksamts Harburg hier allem den Garaus, was nur entfernt nach „Öko“ aussah. Große Rethflächen, Weidenbüsche und Obstbäume fielen dem behördlichen Kahlschlag zum Opfer. Auch Steb-Sprecher Bernd Meyer ist inzwischen sicher: „Hier entwickeln sich bestimmt keine Auen mehr“.

Statt dessen soll auf dem Gebiet demnächst Gemüse wachsen. Denn das Grüngelände wurde dem Wilhelmsburger Landwirt Henning Cordes per Gerichtsbeschluß zugeschlagen. Weil Hamburg auf seinen Ackerflächen am benachbarten Sperlsdeich ein Schöpfwerk bauen will, wurde der Bezirk verdonnert, dem Bauern in unmittelbarer Nähe Ausgleichsflächen zur Verfügung zu stellen und diese nach seinen Bedürfnissen herzurichten.

So wurden die Feuchtwiesen plattgemacht und existieren fortan nur noch im Lapro. In einer 1994 erschienenen Behördenpublikation zum Lapro wird darüber hinaus sogar der „raumprägende Baumbestand“ der heutigen Ackerfläche besonders gewürdigt. „Der Widerspruch ist da“, räumt auch Steb-Sprecher Meyer ein. Doch sei die Falschausweisung nur ein „bedauerlicher Ausnahmefall“.

Harald Köpcke läßt das nicht gelten: „Selbst giftige Spülflächen werden im Lapro zum Grüngebiet hochgejubelt“, klagt der BUND-Sprecher. Horst Bertram vom Botanischen Verein zu Hamburg ist vor allem sauer, daß „eine solche radikal die Natur vernichtende Maßnahme ohne die vorgeschriebene Beteiligung der Naturschutzverbände durchgezogen“ wurde. Bertram: „Was sollen ökologische Ausweisungen, wenn sie ohne Umstände über den Haufen geworfen werden können?“. Marco Carini