: Ein Leben für Forschung und Medizin
Immer wieder haben Ärzte selbst das Versuchskaninchen gespielt. Verlief das Experiment erfolgreich, wurden sie als Heroen gefeiert. Jüngstes Beispiel: der australische Arzt Barry Marshall. Um nachzuweisen, daß nicht Streß oder falsche Ernährung die Ursache von Magenschleimhautentzündungen sind, sondern ein Bakterium namens Helicobacter pylori, schluckte er 1983 die Mikroben selbst. Seine Magenkrämpfe gaben ihm umgehend recht. Marshall hatte einen berühmten Vorgänger. Max von Pettenkofer (1818–1902), der Begründer der Hygieneforschung, wollte nicht glauben, daß kurz zuvor entdeckte Vibrionen die Ursache von Cholera sind. Er schluckte die Vibrionen. Der Versuch mißlang: Der Professor blieb, abgesehen von einem Durchfall, gesund und hielt zu Unrecht an seiner Meinung fest.
Auch in der Aids-Forschung gab es bereits einen Selbstversuch. Der Pariser Arzt Daniel Zagury spritzte sich 1986 eine von ihm selbst entwickelte Vakzine, bestehend aus einem Vaccinia-Virus, dem Erreger der Kuhpocken. Das abgeschwächte Virus hatte Zagury zuvor mit dem Hüllprotein des Aids-Erregers ausgestattet. Zagury überstand den Versuch unbeschadet. Jahre später testete er die Viren an Aids-Patienten. Drei seiner Testpersonen starben an einer Vaccinia-Infektion. Ihre stark geschwächten Immunsysteme konnten den Impfvirus nicht mehr abwehren. wlf
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