Reihenweise Spatenstiche für die Bundesminister

■ Fast alle der für den Umzug der Bundesregierung auserkoren Altbauten werden zur Zeit saniert. Beim Justiz- und Familienministerium muß die Eigentumsfrage noch geklärt werden

Die künftigen Berliner Domizile für die Bundesministerien sind fast alle „in Arbeit“: Von den insgesamt 14 Ministerien verlegen neun ihren Erstsitz in die Hauptstadt. Dabei werden ausnahmslos Altbauten genutzt, die saniert und umgebaut oder teilweise mit Neubauten erweitert werden. Das Innenministerium wird Büros im Moabiter Spreebogen anmieten. Unklar ist nur noch der Sitz des Bauministeriums. Die Bauten sollen bis Ende 1999 fertig sein.

Der erste Spatenstich für den Anbau des Verkehrsministeriums in der Invalidenstraße werde Mitte Dezember gesetzt, sagt der Sprecher der Bundesbaudirektion Harry Hirsch. Das 1878 als Geologische Landesanstalt und Bergakademie für den Preußischen Staat errichtete Gebäude wird nach Plänen des Schweizer Architekten Max Dudler erweitert. Der bereits laufende Sanierung des Altbaus soll im September 1998 abgeschlossen sein. Insgesamt kosten Um- und Neubau für die 400 Mitarbeiter 220 Millionen Mark.

Auch die Sanierung der 1940 fertiggestellten Reichsbank für das Auswärtige Amt am Werderschen Markt in Mitte nach den Plänen des Berliner Architekten Hans Kollhoff geht planmäßig voran. Zu DDR-Zeiten war das Gebäude der Sitz des SED-Zentralkomitees und damit eigentliches Machtzentrum der DDR. Die Arbeiten beschränken sich wegen strenger Denkmalschutzauflagen auf Renovierung und Verkleinerung riesiger Säle. Zudem ist für die Unterbringung der 2.000 Mitarbeiter ein Erweiterungsbau nach dem Entwurf der Berliner Architekten Thomas Müller und Ivan Reimann vorgesehen. Dafür wird der Grundstein am 22. Januar 1998 gelegt. Für Um- und Anbau wurden 545 Millionen Mark veranschlagt.

Im künftigen Domizil für das Wirtschaftsministerium – dem ehemaligen DDR-Regierungskrankenhaus an der Scharnhorststraße – ist bereits der erste Bauabschnitt fertiggestellt. Das 1910 als Kaiser-Wilhelm-Akademie errichtete Haus wurde nach dem Krieg zunächst bis 1972 als Oberstes Gericht der DDR und dann als Klinik für Regierung und Diplomaten genutzt. Nach der Wende waren dort das Herzzentrum, die Kassenärztliche Vereinigung und praktische Ärzte untergebracht. Der Umbau vom Krankenhaus zum Verwaltungsgebäude ist relativ aufwendig und kostet 537 Millionen Mark.

Derzeit völlig eingehüllt ist das künftige Finanzministerium in der Leipziger Straße. Das Gebäude war 1935/36 von Ernst Sagebiel für das Reichsluftfahrtministerium errichtet worden. Auf einer Bruttogeschoßfläche von 112.000 Quadratmetern entstehen rund 2.000 Büros sowie Konferenzräume. Die Umbaukosten werden auf 250 Millionen Mark beziffert. Der weitgehend unzerstörte und denkmalgeschützte Komplex diente nach dem Krieg zunächst als Sitz der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) und später der DDR als „Haus der Ministerien“. Seit Oktober 1990 residieren dort die Außenstellen des Finanzministeriums und des Bundesrechnungshofes. Von 1991 bis 1996 war hier auch die Treuhandanstalt zu finden.

Die Umbauarbeiten für das Bundesjustizministerium haben zwar im ehemaligen Patentamt in der Jerusalemer Straße, aber noch nicht in der Mohrenstraße im ehemaligen Presseamt begonnen. Diese Liegenschaft muß der Bund erst noch erwerben. Die Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau ist ebenfalls für Januar 1998 vorgesehen. Das Bundesarbeitsministerium wird im ehemaligen DDR-Medienministerium und im benachbarten Kleisthaus in der Mauerstraße unterkommen. Derzeit wird zur Vorbereitung auf die Baumaßnahmen ausgeräumt. Im Bank- und Bürogebäude in der Jägerstraße 8-9 und in der Glinkastraße 24-26, wo das Familienministerium einzieht, ist die Modernisierung wegen ungeklärter Liegenschaftsfragen noch nicht angelaufen. Marion Schierz/ADN