Flüchtlingsschiff vor Italiens Küste wird geborgen

■ Das Boot wurde von einer Fregatte gerammt – Behörden wollen Nacht-und-Nebel-Aktion

Brindisi (taz) – Unter allerlei Geheimnistuerei soll heute und morgen das Flüchtlingsschiff „Kater I Rades“ geborgen werden, das im März 1997 von der italienischen Fregatte „Sibilla“ gerammt wurde und danach sank. Von den schätzungsweise 300 an Bord befindlichen Menschen waren 220 geborgen worden, vier davon tot – 80 Personen werden seither vermißt. Das Wrack, das in 800 Meter Tiefe liegt, wird mit Hilfe eines ferngesteuerten U-Boots vertäut und dann von einem Spezial-Bergungsschiff gehoben – aber zunächst nur bis etwa 20 Meter Tiefe. Dann werden Taucher alle Öffnungen versiegeln, sodann soll die Nacht abgewartet und das Schiff danach zum Hafen von Brindisi geschleppt werden. Dort wartet bereits ein Containerschiff, in dessen Kühlfächer die Leichen gelegt werden sollen, um danach identifiziert werden zu können.

Die ganze Aktion soll in Anwesenheit hoher Regierungsvertreter durchgeführt werden: Justizminister Gianni Maria Flick befindet sich bereits seit Samstag in der unteritalienischen Hafenstadt. Angehörige der Opfer zeigten sich allerdings irritiert darüber, daß die Aktion weitgehend im Dunkeln stattfinden soll. Die Begründung, daß die Leichen im Sonnenlicht schnell verwesen würden, klingt den meisten nicht glaubwürdig. Eher vermuten sie, daß die Militärbehörden erst mal ohne unbequeme Augenzeugen das Wrack untersuchen möchten – könnte ja sein, daß die Rammspuren der Marine-Version widersprechen, wonach das Schiff durch ungeschickte Manöver sozusagen selbst der Fregatte vor den Bug gefahren war. Werner Raith