■ Das Portrait
: Die unbequeme Regisseurin

Pilar Miró, spanische Regisseurin und Sozialistin, starb an einem Herzinfarkt Foto: AP

Berühmt war vor allem ihre Stimme. Zurückhaltend, aber fest, mit einem metallischen Unterton protestierte Pilar Miró gegen den Rassismus in ihrem Land, für die Erweckung des spanischen Films, gegen die allgegenwärtigen Überreste der Franco- Diktatur und für die sozialistische Partei von Felipe González. Pilar Miró war unbequem. Unter dem sozialistischen Regierungschef González wurde sie Staatsbeauftragte für Film und Kino und stieg 1986 zur Direktorin des spanischen Staatsfernsehens auf. Dort erlag sie allerdings der sozialistischen Versuchung, wie fast alle in irgendeinem Amtssessel sitzenden Mitglieder der PSOE. Miró steckte sich vier Millionen Peseten Steuergelder in die eigene Tasche. Die spanische Linke, stolz auf die berühmte Regisseurin an der Spitze der Fernsehanstalt, war entsetzt. Miró quittierte den Job 1989.

Den Herrschenden war Miró 1979 unangenehm aufgefallen. In ihrem Film „Das Verbrechen von Cuenca“ hatte sie eine Szene über Folter bei der paramilitärischen Guardia civil gezeigt. Der Film blieb zwei Jahre verboten und konnte erst nach verschiedenen Gerichtsverfahren gezeigt werden.

Bis zu ihrem plötzlichen Tod durch einen Herzinfarkt am vergangenen Sonntag arbeitete Spaniens berühmteste und mit den höchsten internationalen Filmpreisen ausgezeichnete Regisseurin an Kino- und Fernsehfilmen, Inszenierungen von Opern und Theaterstücken. Ihre letzte, weltweit ausgestrahlte Inszenierung war die Hochzeit der spanischen Prinzessin Cristina am 4. Oktober. Zur Vorbereitung hatte sich die ständig aktive und wirbelnde Miró zwei Wochen lang in der Kathedrale von Barcelona eingenistet. Sie wollte nicht das Brautpaar in den Mittelpunkt stellen, denn „eine Hochzeit ist immerhin ein intimer Akt“, sondern das Bauwerk und die Stadt.

So vielschichtig das Werk von Miró ist, so unterschiedlich waren ihre Freunde. In der Franco-Zeit studierte die 1940 in eine Familie von Militärs Hineingeborene Jura. An der Universität lernte sie den späteren König Juan Carlos kennen, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verband. Als führendes Mitglied der sozialistischen Partei war sie ebenso mit Felipe González wie dem jetzigen Nato-Generalsekretär Javier Solana befreundet. Und das spanische Kino wäre nach den Worten von Pedro Almodóvar ohne Miró unvorstellbar. Ulrike Fokken