■ Mit dem Diamantenmarkt auf du und du
: Mehr Macht für Rußland

Moskau (taz) – Heute werden sich im Moskauer President-Hotel Vertreter der weltweit größten Diamantenproduzenten zur Unterzeichnung des lange erwarteten Handelsvertrages über den Export russischer Rohdiamanten an einen Tisch setzen. Die Verhandlungen werden mit einem Vertrag beendet, der die Unterschrift von drei Personen tragen wird: Wjatscheslaw Schtyrow, dem Präsidenten der jakutischen Fördergesellschaft Almasy Rossii-Sacha, Nicholas Oppenheimer, dem stellvertretenden Vorsitzenden des südafrikanischen De-Beers-Konzerns, und Dary Ralfe, dem Direktor der Zentralen Absatzorganisation für Diamanten in London.

Seitdem Rußland in den 50er Jahren in der ostsibirischen Republik Sacha reiche Diamantenvorkommen entdeckt hat, exportiert es die Steine über De Beers, den größten Diamantenproduzenten der Welt. Der südafrikanische Monopolist kontrolliert auch die Diamantenabsatzorganisation, über die 80 Prozent aller Diamanten weltweit verkauft werden.

Die Verhandlungen zwischen De Beers und Rußland waren schwierig, weil sich die russische Regierung nicht einig werden konnte, welche Privilegien man der Regierung im sibirischen Sacha gewähren soll.

Außerdem gab es in Moskau Stimmen, die dafür waren, daß Rußland seine Diamanten auf dem Weltmarkt ohne das De- Beers-Kartell verkauft.

In den Moskauer Medien wird berichtet, daß De Beers einige Zugeständnisse gemacht hat. So wird Rußland in Zukunft einen größeren Teil seiner Diamanten selbständig exportieren können. Der Preis für die Diamanten wird aber weiter von De Beers festgelegt.

Außerdem wird Rußland seine Diamanten stärker als bisher in den eigenen Diamantenschleifereien bearbeiten lassen und erst dann exportieren. Geschliffene Diamanten bringen mehr Geld als unbearbeitete. Nach dem Handelsvertrag, der unterzeichnet werden soll, wird Rußland De Beers jährlich Diamanten im Wert von 550 Millionen Dollar verkaufen.

Die jakutische Fördergesellschaft Almasy Rossii-Sacha verspricht sich von dem Vertrag grünes Licht für einen Kredit einer internationalen Bankengruppe in Höhe von 600 Millionen Dollar. Ulrich Heyden