In Montenegro schlagen nach der Wahl die Wellen hoch

■ Die Gegner des neugewählten Präsidenten demonstrieren in Podgorica. Wahlverlierer Bulatović droht mit einer Anfechtung der Wahlen. Und die Opposition in Serbien freut sich

Belgrad (taz) – Nach dem knappen Wahlsieg wirkte der neue Präsident Montenegros, Milo Djukanović, wie ein Mann, der eine schwierige Aufgabe erfolgreich hinter sich gebracht hat. Kein Triumph jedoch war in seiner Stimme zu spüren, als er sich an die Öffentlichkeit wandte: „Die Reformkräfte, die Freiheit und der Verstand haben in Montenegro gesiegt.“ Der Wahlkampf hätte überhitzte Emotionen ausgelöst, aber es dürfe kein Revanchismus zugelassen werden. Djukanović rief auch die Anhänger seines Kontrahenten, Momir Bulatović, auf, die gespannte Atmosphäre in Montenegro zu beruhigen.

Djukanović ist zu Recht besorgt. Schon demonstrieren mehrere hundert Gefolgschaftsmänner von Bulatović vor Djukanović' Wahlstab in der Hauptstadt Podgorica. Die unabhängige Presse in Montenegro warnt vor Massendemonstrationen gegen den neuen Präsidenten, denn immerhin hat die Hälfte der Montenegriner für Bulatović gestimmt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß Milo Djukanović im Augenblick Präsident der Republik und immer noch ihr Ministerpräsident ist, die Mehrheit im Parlament hat, Exekutive, Legislative und zum Teil auch die Medien kontrolliert.

Die erste Reaktion von Bulatović ließ nicht lange auf sich warten. Er erkenne die Wahlen wegen „vieler Unregelmäßigkeiten“ nicht an und werde, wenn nötig, den Bundesverfassungsgerichtshof in Belgrad anrufen.

Außerdem bezichtigt Bulatovic, der massiv von den serbischen regimetreuen Medien unterstützt wird, Djukanović, die Wahlen mit gesetzwidrigen Mitteln beeinflußt zu haben. Dessen Sieg wird nur beiläufig erwähnt. Verächtlich kommentierte die Belgrader Tageszeitung Politika: „Djukanović hat seinen Sieg den albanischen und muslimischen Stimmen zu verdanken.“ Der jugoslawische Justizminister Zoran Knezević bezeichnete die Wahl gar als eine Farce.

Dagegen ist die bürgerliche Opposition Serbiens begeistert: Der Sieg Djukanović' würde auch die Kräfte in Serbien ermutigen, gegen das Milošević-Regime weiterzukämpfen. Man hofft auf eine „Djukanisierung“ Serbiens. „Montenegro wird sich für eine konsequente Anwendung der jugoslawischen Bundesverfassung einsetzen und die Herrschaft des jugoslawischen Präsidenten Milošević einschränken“, erklärte Zoran Djindjic, Präsident der Demokratischen Partei. Andrej Invanji