Verläßlich wie Ausformungen des Mondes

■ Unspektakulär und wunderschön: die geometrisch genaue Gitarrenmusik von Luna

Der Mond hat sich die letzten paar Millionen Jahre ja eigentlich nicht viel Neues einfallen lassen. Der steht in verschiedenen Ausformungen immer wieder am nächtlichen Himmel, und trotzdem freust du dich jedesmal, daß er da ist. Luna tragen ihren Namen nicht zufällig, denn ihre Songs strahlen so gleichförmig, wie der Mond seine Runden zieht. Das Ensemble arbeitet seit geraumer Zeit an einem Rock-Entwurf, der gleichsam gegen jeden modernistischen Anflug imprägniert ist. Das dritte Album von Velvet Underground und das erste von Television bilden für die Amerikaner die Koordinaten eines musikalischen Kosmos, der zwar klitzeklein ist, aber ein paar noch nicht ganz ausgeleuchtete Ecken aufweist.

Eine selbstgenügsame Kunst ist das: Zwischen dem Primitivismus eines Lou Reed und der geometrisch genauen Improvisationsarbeit von Tom Verlaine forscht Bandchef Dean Wareham (Ex-Galaxie 500) nach einer instrumentalen Sprache, in der die Lyrics – mit Verlaub gesprochen – meist nicht viel mehr sind als ein weiteres Mittel der Lauterzeugung. Weshalb Luna denn auch die Singleauskopplung ihres vierten Langspielwerks „Ihop“betitelt haben, was eine Abkürzung für das Pfannkuchen-Imperium „International House Of Pancakes“ist. Denn Pfannkuchen sind für ihre Lyrics genauso wichtig oder unwichtig wie, sagen wir mal, menschliche Abgründe.

In New York, der Heimatstadt von Velvet Underground und Television, werden Luna als echte Stars gefeiert, hierzulande sind sie leider nur ein Geheimtip auf Lebenszeit.

Christian Buß

Mo, 27. Oktober, 21 Uhr, Logo