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„Vermöbelhübner“ zieht Bilanz

Der Schlagabtausch zwischen dem ehemaligen Demonstranten Wieland und dem Expolizeipräsidenten Klaus Hübner fiel aus. Statt dessen setzte es Seitenhiebe gegen Schönbohm  ■ Von Barbara Junge

Ihre Bekanntschaft hat in den 60er Jahren mit einem Schlagabtausch begonnen: Der Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen, Wolfgang Wieland, begann seine politische Karriere als verprügelter Demonstrant am 2. Juni 1967. Der ehemalige Polizeipräsident Klaus Hübner begann seine Karriere, die ihm bei den AL-lern den Spitznamen „Vermöbelhübner“ einbrachte, auf der anderen Seite der Barrikade. Am Dienstag abend jedoch ließ der ehemalige Student Wieland seine Chance zur historischen Abrechnung ungenutzt verstreichen: Statt verbal zurückzugeben, was er per Polizeiknüppel eingesteckt hatte, plauschte Wieland mit dem früheren Erzfeind, der zur Werbung für sein Erinnerungsbuch geladen hatte.

Im Willy-Brandt-Haus hatte sich ein Kuriositätenkabinett in Sachen Polizei versammelt. Wieland neben Hübner, dazwischen suchte der ehemalige Regierende Bürgermeister Walter Momper nach seiner Rolle als Moderator. Im etwa 100köpfigen Publikum wurden neben Hübners Fangemeinde pensionierter Polizisten auch sein ehemaliger Gegenspieler, Exlandespolizeidirektor Manfred Kittlaus, mit verbissener Miene gesichtet.

Seit William Bratton aus New York im Sommer die Republik verunsichert hat, schwillt das Bedürfnis nach Lösung des Sicherheitsproblems an. Der Innensenator kloppt sich mit seinem LKA- Chef darum, ob Schutzpolizisten oder Kriminalbeamte die besseren Polizisten sind, die Gewerkschaft der Polizei fordert sich permanent selbst auf, besser zu arbeiten und die Grünen mutieren zur Mehr- Grün-auf-die-Straße-Partei. Diese verkehrte Welt war auch im Willy- Brandt-Haus wieder zu begutachten. Zwar schwelgte Klaus Hübner noch einmal in Erinnerungen an den Tag, als er US-Präsident Nixon vor dem Mob retten konnte. Zwar wies Wieland auf Hübners noch immer gebrochenes Verhältnis zu den 68ern hin. Doch eine Diskussion kam erst auf, als es um die Polizeireform, um die New Yorker Null-Toleranz-Verhältnisse und um die harte Linie von Innensenator Jörg Schönbohm ging.

Hübner steht für die Abschaffung der Reviere und die Einführung der Kontaktbereichsbeamten im Naheinsatz am Bürger. Berlin hat ihm jedoch auch die Deeskalationsstrategie, die „Diskussionsbullen“ und die SEKs ebenso zu verdanken wie Zivilfahnder und Dokumentationstrupps bei Demonstrationen. Gestern faßte er seine Polizeiphilosophie so zusammen: „Wenn ich ein Wort über den Eingang zum Polizeipräsidium schreiben würde, dann schriebe ich Toleranz. Soviel zum Unterschied zwischen mir und Bratton.“ Man dürfe Polizeiarbeit nicht mit Bürgerkrieg verwechseln, denn ein Polizist dürfe anders als ein Soldat nie einen Feind haben.

Daraus folgerte Wolfgang Wieland messerscharf: „Die Vorausbildung General ist deshalb eine völlige Fehlausbildung für einen Innensenator.“ Dem mochte der ehemalige Polizeipräsident nicht widersprechen. Auch an Bratton ließ Hübner kein gutes Haar. „Ich habe damals schon von Anfang an auf tägliche Besprechungen gesetzt, wie Bratton das heute propagiert“, so Hübner. Und er habe schließlich die KoBs erfunden, um bei der Abschaffung der Reviere trotzdem den Beamten vor Ort zu erhalten. Dieses System sei nur von seinen Nachfolgern unterhöhlt worden.

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