Eine sanfte Art der Abschiebung

■ Der albanische Schriftsteller Thanas Pilafas muß Deutschland bis nächste Woche verlassen

Berlin (taz) – Die Münchner Ausländerbehörde nennt es freiwillige Ausreise, dennoch ist es eine knallharte Abschiebung. Der albanische Schriftsteller Thanas Pilafas muß bis spätestens kommenden Donnerstag Deutschland verlassen. Und das, obwohl er als Literaturstipendiat der Stadt München lediglich ein Visum für einen Aufenthalt benötigt. Doch das muß ihm die deutsche Botschaft in Tirana bewilligen. Also muß er zunächst nach Tirana fliegen, um dann zurückkehren zu können.

Thanas Pilafas war am Mittwoch in einer Münchner Buchhandlung verhaftet worden. Nach Protesten von Pen-Deutschland hatte Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) gefordert, die Abschiebung zu unterlassen. Die Regierung von Oberbayern wandelte daraufhin die Abschiebung lediglich in eine „freiwillige Ausreise“ um. Denn Pilafas hatte einen Asylantrag gestellt, und der war bereits im Februar abgelehnt worden.

„Unmenschlich, unsinnig und bürokratisch“ sei die deutsche Ausländerpolitik, sagte Hubert Heinold, Pilafas Anwalt. Bis ein Flugticket nach Tirana vorliege, müsse Pilafas im Münchner Gefängnis Stadelheim in Haft bleiben. Über den genauen Termin der Ausreise wurde gestern noch zwischen Anwalt und Ausländerbehörde verhandelt.

Der Kulturreferent der Stadt München, Siegfried Hummel (SPD), will sich nun um ein Visum für Pilafas bei der deutschen Botschaft in Tirana bemühen. „Ich gehe davon aus, daß das klappt“, so Hummel. Immerhin sei Pilafas „ein bedeutender ausländischer Schriftsteller“.

Pilafas Münchner Stipendium gilt für drei Monate. Für die Zeit danach versucht die Stadt München nun, ein Anschlußstipendium zu organisieren.

Thanas Pilafas lebt seit fünf Jahren in Deutschland. Der 41jährige Literat und Journalist gehört zur griechischen Minderheit in Albanien, für die er sich in seinen Novellen und Romanen einsetzt. Nachdem Pilafas 1991 in Tirana von Anhängern der nationalistischen Partei zusammengeschlagen worden war, hatte er in Deutschland Asyl beantragt. Seinen Aufenthalt hier wollte Pilafas dazu nutzen, seine Eindrücke über das „Gastland“ in einem Roman zu verarbeiten. Titel soll sein: „Deutschland, Deutschland“. Uta Andresen