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Kosmetische Änderungen?

■ Hamburgs Frauenhäuser feiern, die Kielerinnen bangen um ihre Zukunft

Der Kieler Oberbürgermeister Norbert Gansel (SPD) wird sparen. Nicht etwa bei der Wirtschaftsförderung, sondern „anderswo“, wie er am Donnerstag auf einer Ratsversammlung andeutete. Die Mitarbeiterinnen der Mädchenzufluchtsstelle „Lotta“wissen nur allzugut, was er damit meint. Ihnen soll für das kommende Jahr der Etat um 300.000 Mark gekürzt werden. Das wäre ein Viertel des Jahresbudgets und damit das Aus für die einzige Mädchenzufluchtsstelle in ganz Schleswig-Holstein. Zudem soll dem Kieler Frauenhaus der komplette Sachmitteltopf gestrichen werden.

„Lotta“bietet eine Anlauf- und Beratungsstelle sowie ein Zufluchtshaus. Mädchen und junge Frauen, die unter physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt leiden, können vorübergehend in der Zuflucht wohnen. Die Mitarbeiterinnen organisieren dann ihre weitere Unterbringung. Die meisten, so Sozialpädagogin Tina Mehmel, kommen in Wohngruppen, betreutes Wohnen oder Einzelwohnungen. Eng arbeitet die Mädchenzuflucht mit anderen Einrichtungen im ganzen Bundesgebiet zusammen. Manchmal, so Mehmel, sei ein räumlicher Abstand zur Familie nötig.

„Wir können keine Mark einsparen“, ist sie sich sicher. Mache Gansel ernst, hätte ganz Schleswig-Holstein ab dem kommenden Jahr keine Mädchenzuflucht mehr.

Eng könnte es auch für das Kieler Frauenhaus werden. Den gesamten Sachmitteltopf will Gansel angeblich streichen, und damit die Miete, den Strom, die Heizung, das Telefon, den Bus für Ausflüge mit den Kindern – kurzum alles, was ein Frauenhaus neben dem Personal so braucht. Mitarbeiterin Ingrid Fischer: „Damit werden wir arbeitsunfähig.“Gansel selbst war zu keiner Stellungnahme bereit.

Während die Kieler Frauen bange in die Zukunft schauen, blickten die Hamburgerinnen gestern bei ihrer Jubiläumsfeier stolz in die Vergangenheit. Seit zwanzig Jahren gibt es in Hamburg autonome Frauenhäuser. „Das grundlegende Machtverhältnis zwischen Männern und Frauen hat sich bis heute erhalten, hat höchstens kosmetische Änderungen erfahren“, hieß es. Das belegen auch die Zahlen. Im vergangenen Jahr waren die Frauenhäuser zu 136 Prozent ausgelastet. Elke Spanner

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