Bundespräsident Herzog lädt zur großen Werbetour

■ Ausflug von Botschaftern zur Transrapid-Versuchsanlage wird von der Bahn spendiert

Berlin (taz) – So richtig populär ist die Magnetschwebebahn Transrapid trotz aller Promotion-Aktionen nicht. Nun spannt sich sogar das oberste Verfassungsorgan vor den Karren der Transrapid-Gemeinde. Für eine Werbefahrt zur Teststrecke der Magnetbahn in Lathen lädt Bundespräsident Roman Herzog die BotschafterInnen aus 170 Ländern am 30. Oktober.

Da die Diplomaten Anspruch auf besondere Beförderung haben, wird ihnen die Fahrt von Bonn ins 320 Kilometer entfernte Lathen per ICE-Sonderzug spendiert. Die Bahn AG schickt nicht nur den schnellen Zug eigens auf die Reise, sie übernimmt auch die Kosten. Runde 93.000 Mark läßt sie sich den Spaß kosten. Aber das privatisierte Bundesunternehmen hat ein vitales Interesse an der Präsentation. Schließlich ist es Hauptfinanzier der geplanten Transrapid- Verbindung Hamburg–Berlin.

Bei der Vorführung des schwebenden Zuges im Emsland geht es vor allem um die Exportförderung. „Der Bundespräsident will ein Signal setzen“, sagt Herzogs Sprecher Roland Lohkamp. „Er will zeigen, daß in Deutschland innovative Basistechnologien existieren.“ Die anreisenden DiplomatInnen sollen daheim gut Wetter machen für den Transrapid, made in Germany.

Neben den Botschaftern nimmt der Bundespräsident auch Vertreter aus verschiedenen Ministerien, Ausschüssen und Organisationen mit auf die Reise. Nicht aber transrapid-kritische Politiker wie etwa die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Gila Altmann. Ihr wurde beschieden, daß bei der Reise verkehrspolitische Betrachtungen keine Rolle spielten. Eine solche Argumentation sei äußerst gewagt, hat nun die Abgeordnete in einem Brief an Herzogs Staatssekretär Wilhelm Staudacher geschrieben. „Schließlich handelt es sich nicht um eine unverbindliche Kaffee-Fahrt, sondern um eine knallharte Verkaufspromotion im Dienste der Wirtschaft und auf Kosten des Steuerzahlers.“ Eine reine Werbefahrt müsse von der Industrie bezahlt werden, die am Transrapid beteiligt sei.

Daß die Bahn AG als Sponsor auftritt, ist pikant: Zwar ist das Unternehmen privatisiert, jedoch bis auf weiteres auf Zuwendungen aus dem Bundeshaushalt angewiesen. Gudrun Giese