Ferrari Bremen schweigt

■ Hansestadt ist Villeneuve-freie Zone / Schumacher: „Es war ein Kurzschluß!“/ Herr Frentzen hebt sein Telefon nicht ab /Bremer Ferrari-Familie war „ganz schön runter“

„Nein, Herr Tamsen ist heute nicht zu sprechen.“Bei Bremens einzigem Ferrari-Händler herrschte gestern offenbar Katerstimmung ob des desaströsen Formel-1-Rennens. Oder hat ihm Ferrari-Deutschland einen Maulkorb verpaßt? „Nein“, sagt Herr Winkens aus der Zentrale. Am Ende hätte es schließlich auch gar nicht am Auto gelegen. Herr Villeneuve sei schneller gewesen.

Diese gewagte These ließ sich gestern nicht nachprüfen. Den Herrn Jacques Villeneuve gibt's nämlich gar nicht in der Hansestadt. Und Herr Frentzen von Williams-Renault Bremen hebt nicht ab. Also was tun? Fragen wir doch einfach den Verlierer selbst. „Der Ferrari ist nach dem zweiten Boxenstopp langsamer geworden. Da war dann nichts mehr zu machen“, sagt Michael Schumacher persönlich. Zugegeben, Herr Schumacher ist Gartenbauer am Burgdammer Kirchweg. Dennoch, der Mann schien Ahnung zu haben. Also doch der Wagen? „Nein! Der hat gezeigt, was in einem Ferrari steckt“, behauptet Herr Winkens von der Zentrale immer noch.

Ja wie war's denn nun, Herr Schumacher? „Es war ein Kurzschluß.“Das sagt zwar nicht der Michael selbst, aber einer der es auch wissen muß. Und zwar Herr Johann-Heinrich Schumacher. Der handelt in Bremen mit Heizöl, mit sowas ähnlichem fährt Uns-Schumi schließlich, und hat obendrein noch einen Notdienst. „Den braucht der Schumi aber nicht. In der nächsten Saison geht's weiter.“

Auch der letzte Bremer Ferraristi Marco bleibt treu: „Nächste Saison gewinnen wir.“Marco führt zusammen mit Papa Pietro Ferrari das Eiscafe am Steintor. Eigentlich stehen die Ferraris gar nicht so auf Formel 1. „Aber einen kleinen Rennwagen haben wir trotzdem hinten im Grappa-Schrank stehen“, verrät Marco. Darum habe man auch das Rennen gesehen. „Ganz schön runter“waren die Ferraris. Aber egal – nächstes Jahr.

Andere Bremer Ferraristi haben die Schmach dagegen nicht so einfach verkraftet, Deutschland und seinem unsportlichen Vize-Weltmeister den Rücken gekehrt. Bei Frau D. Ferrari meldete sich gestern nur noch die Telekom: „Kein Anschluß unter dieser Nummer.“Auch taz-Schreiber Thomas Schumacher ist weg – wutentbrannt in den Urlaub. Jens Tittmann