„Währungsverluste treffen uns nicht“

■ Unternehmenssprecher Thomas Weber sieht für Siemens keine negativen Folgen durch die Finanzkrise in Asien und die Aktieneinbrüche an den Börsen

taz: Was bedeuten die Währungsturbulenzen in Asien für die Firma Siemens?

Thomas Weber: Der asiatisch- pazifische Raum, in dem wir demnächst etwa 20 Prozent unseres Gesamtgeschäfts erwirtschaften wollen, bleibt für uns der interessanteste Markt. Wir rechnen mit zweistelligen Zuwachsraten. Mittelfristig, das heißt innerhalb der nächsten fünf Jahre, ist es natürlich möglich, daß sich das Wachstumstempo etwas verlangsamt. Kurzfristig haben wir keine Anzeichen dafür, daß Verträge gekündigt oder verschoben werden könnten.

Welche Projekte sind möglicherweise gefährdet?

Wir haben eine Reihe von Großprojekten in dieser Region auf den Weg gebracht. Das reicht von Kraftwerken über Telekommunikation bis hin zur Verkehrstechnik. Im Moment haben wir keine Anzeichen dafür, daß es hier zu Verzögerungen kommen könnte. Das muß man abwarten. Kurzfristig werden uns Währungsverluste aber kaum treffen. Denn bei uns sind diese Infrastrukturprojekte grundsätzlich gegen Währungsverluste abgesichert. Das funktioniert mit Hilfe von Derivaten, einer Art von Versicherungen, die einen gewissen Kurs garantieren. Projekte mit mehreren Jahren Laufzeit müssen abgesichert sein, sonst ist das Risiko viel zu groß. Wir gehen dabei immer sehr konservativ vor und bewegen uns auf der sicheren Seite. Wir sind keine Spekulanten. Darüber hinaus werden im Anlagengeschäft – im Gegensatz zum Produktgeschäft, also in der Automobilindustrie, der Unterhaltungselektronik oder im Konsumgütergeschäft – die Konsequenzen solcher Verschiebungen erst später spürbar.

Aber Sie stellen doch auch Staubsauger und Eierkocher her.

Das ist nur ein verschwindend geringer Anteil an unserem Geschäft.

Ihre asiatischen Standorte können jetzt billig produzieren, weil die Löhne durch die Währungsabwertung niedrig sind. Das ist doch ein gutes Geschäft für Siemens.

Richtig ist, daß man in Ländern, die einen Währungsrutsch erlebt haben, billig produzieren kann. Das bedeutet aber nicht, daß wir da jetzt schnell neue Fertigungen hochziehen oder bestehende Fertigungen mit neuen Aufträgen auslasten und von anderen Standorten abziehen. Wir sind ein Weltverbund, und der ist unabhängig von diesen Kursschwankungen. Was wir in Asien produzieren, ist zu weit über 90 Prozent für den asiatischen Markt bestimmt. Ein Reexport nach Deutschland gibt es kaum.

Was bedeuten die fallenden Aktienkurse, die auch Siemens erfaßt haben, für den Konzern?

Siemens ist zusammen mit dem Dax abgesackt, im Vergleich zum Vortag haben die Aktien etwa 10 Mark verloren. Damit gehören wir nicht zu den großen Verlierern. Was unsere grundsätzliche Anlagenpolitik betrifft: Natürlich muß man mit solchen Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten rechnen und sich entsprechend darauf einstellen. Das haben wir getan. Auch hier gilt: Wir sind keine Spekulanten. Interview: Annette Jensen