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Den Saft abgedreht

■ Die Börsenaufsicht in New York unterbrach das Geschäft. In Frankfurt fehlt derlei Instrumentarium

Als „Stromkreisunterbrecher“, bezeichnen die Broker an der Wall Street das nach dem Crash von 1987 geschaffene Instrumentarium zur abgestuften Unterbrechung aller Handelsaktivitäten. Am Montag sah sich die US-Börsenaufsicht genötigt, erstmals an dieser Notbremse zu ziehen, die den Dow Jones am freien Fall hindern soll. Das Kursbarometer war gleich nach Börseneröffnung um dramatische 350 Punkte gefallen.

Für knapp eine halbe Stunde gab es keinen „Strom“ mehr. Eine Zwangspause für die zum Aktienverkauf wild entschlossenen Börsianer. Doch als dann der Saft wieder eingeschaltet wurde, sackte der Dow Jones in nur 20 Minuten noch einmal um 200 Punkte ab. Schluß, aus, Feierabend. Die Börsenaufsicht zog den Stecker raus.

Aber ist das freie Marktwirtschaft? Eine Frage, die diverse Händler in New York nach dem frühen Börsenschluß laut stellten. Und sie wußten auch gleich die Antwort: Die beiden Unterbrechungen, die nichts weiter als dirigistische Eingriffe in den Markt gewesen seien, hätten dem Dow Jones mehr geschadet als genutzt. Denn nach der ersten Unterbrechung habe doch auch noch die letzte Pfeife auf dem Parkett mitbekommen, daß es heute mit den Kursen straight bergab gehe.

Aus diesem Grund und aus Gründen der Fairneß gegenüber Firmen, deren Anteilsscheine sich trotz Baisse am Markt behaupten können, wird in Deutschland kein „Stromkreisunterbrecher“ an den Börsen installiert. Das sagte gestern eine Sprecherin der Deutschen Börse AG in Frankfurt am Main. Der Dax steht also auch in Zukunft ungeschützt in Zeit und Raum.

Ganz im Gegensatz zur Einzelaktie. Fällt deren Kurs um mehr als zehn Prozent (Börsenjargon: zweifach minus), erfolgt eine sogenannte Minusankündigung, die zu einer Handelsaussetzung für diese Aktie führen kann. Die Entscheidung darüber obliegt der Geschäftsführung der Wertpapierbörse und im Konfliktfall der Börsenaufsicht. Klaus-Peter Klingelschmitt

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