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Knetgummiblut

■ „Hot Synoptic 2“und seine kollektiven Unaufmerksamkeiten im Metropolis

Wenn Knetgummipolizisten von einem Knetgummiboxhandschuh zerdatscht werden, bluten sie Knetgummiblut. Das beweist der Trickfilm Potsdamer Platz von JAAAA Production, einer der Kurzfilme, der im Rahmen von Hot Synoptic 2 – Filme, Musik, Videos & Tapes der kollektiven Unaufmerksamkeit im Metropolis läuft. Das von Inge Kielhorn heterogen zusammengestellte Programm vereint mehrere Kurzfilme unterschiedlicher Formate, die zum ersten Mal gemeinsam im Kino laufen.

Visuelle Assoziationsketten, animierte Katastrophen, streitende Sequenzen, U-Matic-Experimente oder 16-mm-Stilleben, die weder Material noch ein vordergründiges Thema verbindet. „Kollektive Unaufmerksamkeiten“eben.

In Rotraut Papes filmischer Reflexion über Essen und Tischgebärden Nicht nur Wasser verformen sich diverse Nahrungsmittel und fliegen metamorphierend durcheinander. Kerstin Kartschers Beiträge Begehren und ihr Quasi-Roadmovie Mädels, die sonst eher im Kunstkontext gezeigt werden, arbeiten vor allem mit Farbverfremdungen und mit durch Verlangsamung verzerrten Bildern. Der vielleicht poetischste Film des Programms ist Doppelgänger von Ulf Staeger, der gleichzeitig in Berlin und Wien aufgenommenes Material zeigt, und dessen gefilmten Bilder in gezeichnete übergehen. Den popkulturellen Theoriehintergrund zum Thema Sampling, besorgt ein Interview mit dem Pop-Exegeten Diedrich Diederichsen von 1995 von Rotraut Pape, bei dem dieser himself zur Quelle der Zitattechnik wird.

Inge Kielhorns eigenes Projekt ist der farbige Super-8-Film mit dem Titel Kaempfen, der mit der Überblendung von identischen Bildern bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten arbeitet. Dabei überlagern sich teilweise Sequenzen, widersprechen sich und lassen so zur Musik von Christoph de Babalon neue Bilder entstehen.

Jens Kiefer

heute, 21.30 Uhr, Metropolis, Dammtorstraße 30a. Außerdem laufen „Marion, Hannover“von Janine Sack und „Splitter“von Jörn Staeger

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