■ Wer aufmuckt, bekommt Prügel: Weißrussische Menschenrechtlerin verhaftet
Berlin (taz) – Diesmal kam die Vorsitzende des weißrussischen Helsinki-Komitees, Tatjana Protko, noch mit einer gerichtlichen Verwarnung davon. Ihr Vergehen: Vor einigen Tagen zu Besuch bei einem Bekannten, war sie Zeugin geworden, wie Milizionäre dessen Wohnung durchsuchen wollten. Protko forderte die Männer auf, die entsprechenden Dokumente vorzuzeigen. Das reichte, um sie mitzunehmen. Zwei Tage später entschied das zuständige Gericht in Minsk, daß Protko die Arbeit der Miliz behindert habe. Sollten sich derartige Vorfälle innerhalb eines Jahres noch zweimal wiederholen, hätte sie mit einem Strafverfahren zu rechnen.
Heute soll Tatjana Protko in Genf zum Thema „Lage der Menschenrechte in Weißrußland“ sprechen. Mittlerweile liegen dem Helsinki-Komitee über 700 Erklärungen von Personen vor, die in den vergangenen Monaten – meist von Mitgliedern der weißrussischen Patriotischen Union – bedroht, zusammengeschlagen und zur Miliz gebracht wurden. Auch der Anstecker „Helsinki-Komitee-Beobachter“ schützt nicht vor Präsident Lukaschenko ergebenen Schläger. Eine Mitarbeiterin des Komitees wurde unlängst geschlagen und gewarnt: „Du Hure! Wir würden dir nicht raten, weiter zu den Demonstrationen zu gehen.“
Unterdessen versucht sich die Opposition erneut zu sammeln. Die nach dem Referendum vom vergangenen November ausgebooteten Abgeordneten haben ein „nationales Exekutivkomitee“ gegründet. Dessen Vorsitzender, Gennadi Karpenko, räumte in einem Interview mit der russischen Zeitung Iswestija taktische Fehler ein. Jetzt wolle man verstärkt auf die Zusammenarbeit mit Rußlands demokratischen Kräften setzen. Barbara Oertel
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