Kein Herz mehr für Brandenburgs Biobauern

■ Landwirtschaftsminister streicht Förderung. Dafür gibt es Geld für umstrittene Methode

Berlin (taz) – Gern schmückt sich der brandenburgische Landwirtschaftsminister Edwin Zimmermann (SPD) in der Öffentlichkeit mit etwas Öko-Image: Knapp vier Prozent der Landwirtschaftsfläche in Brandenburg werden kontrolliert ökologisch bewirtschaftet. Mit diesem Flächenanteil liegt Brandenburg bundesweit an zweiter Stelle, nach Mecklenburg-Vorpommern. Doch nun geht es den Biobauern im Lande ans Portemonnaie: Ab dem 1. Januar 1998 fallen rund 7.000 Hektar Fläche aus der Förderung raus.

„Dabei geht es um einen vergleichsweise geringen Betrag“, sagt Regina Witt vom Anbauverband Gäa. Derzeit beträgt der Landesanteil an der Förderung für die brandenburgischen Ökobauern jährlich 1,5 Millionen Mark. Die Hauptlast der Subventionierung nach dem „Kultur- und Landschaftsprogramm“ (Kulap) trägt die Europäische Union: 75 Prozent der Zuschüsse, die den Biobauern gestaffelt nach Anbaufrüchten pro Hektar gezahlt werden. Von den restlichen 25 Prozent übernehmen die Bundesregierung 60 und das Land 40 Prozent.

Obwohl der Landesanteil gering ist, argumentiert man im Landwirtschaftsministerium mit dem knappen Etat, um die Kürzung für die Biobauern zu rechtfertigen. Doch gleichzeitig hat der Minister festgelegt, den integrierten Anbau besonders zu fördern. Diese Anbaumethode ist jedoch – nicht nur bei Ökolandwirten – umstritten. Immerhin dürfen beim integrierten Gemüseanbau problematische und toxische Pestizide wie E 605 forte oder Metasystox R eingesetzt werden. Bis zu 588 Mark Förderung pro Hektar werden für den integrierten Gemüseanbau gezahlt; bei Obstkulturen können es bis zu 1.648 Mark pro Hektar sein.

Im Landwirtschaftsministerium sieht man keinen Zusammenhang zwischen der Streichung von Fördergeldern für die Ökobauern und der üppigen Subventionierung des integrierten Anbaus. „Diese Art des Anbaus wird aus einem anderen Topf gefördert, nicht aus dem Kulap“, sagt Georg Schindler aus dem Ministerium. Doch das stimmt nicht. Im vom Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Flurneuordnung herausgegebenen Pflanzenschutzdienst für den integrierten Anbau findet sich eine Auflistung der Förderbedingungen: Landwirte, die nach dieser Methode arbeiten, werden darin aufgefordert, einen Antrag nach dem Kulap zu stellen.

Andere Gründe haben wohl den Ausschlag für das Zusammenstreichen bei den Biobauern gegeben. Georg Schindler aus dem Landwirtschaftsministerium verweist auf Überkapazitäten beispielsweise bei der im Lande produzierten Biomilch; 75 Prozent davon werde konventionell vermarktet. „Sollte sich jetzt die Fläche für den ökologischen Anbau etwas verringern, hilft das, die Erzeugung der Nachfrage anzupassen“, meint der Ministeriumsmitarbeiter.

Bei den anerkannten Verbänden des ökolgischen Landbaus reagiert man verstimmt. „Wir sehen erhebliche Chancen auf dem Berliner Markt“, sagt Regina Witt von Gäa. Bisher sind die Brandenburger Ökobauern dort erst mit zehn bis zwanzig Prozent im Naturkosthandel vertreten. Fällt jetzt die Förderung von 240 Mark pro Hektar für die Biobauern weg, können viele ihre Arbeit einstellen, bevor sie die Potentiale voll ausgeschöpft haben. Unterdessen erhalten sächsische Bauern für den ökologischen Getreideanbau 1.210 Mark Förderung pro Hektar, Landwirte in Schleswig-Holstein 971 Mark und in Sachsen-Anhalt 950 Mark – keine optimalen Konkurrenzbedingungen für Brandenburg. Und so könnte das Land bald vom Vorreiter in Sachen Ökolandbau zum Schlußlicht werden. Gudrun Giese