Süden will den Devisenhandel bremsen

■ Die großen Entwicklungsländer suchen nach Auswegen aus der Devisenspekulation. Malaysia verlangt neue internationale Regelungen

Berlin (taz) – Die wichtigen, in der „Gruppe der 16“ (G 16) zusammengeschlossenen Entwicklungsländer suchen nach Wegen, der internationalen Devisenspekulation Einhalt zu gebieten. Zu Beginn ihres 7. Jahrestreffens im malaysischen Kuala Lumpur waren der internationale Devisenhandel und die Währungskrise in Südostasien gestern die beherrschenden Themen.

Der Gastgeber, Malaysias Präsident Mahathir ibn Mohammad, bezichtigte Devisen- und Börsenhändler, mit „unethischen und unfairen Spekulationen“ Südostasien innerhalb von Monaten in die Armut getrieben zu haben. Das sei „ein neuer Imperialismus“, schlimmer als der alte. Neue Regeln für den internationalen Devisenhandel müßten her. Ein Weltwirtschaftssystem könne nicht allein auf den Regeln des Marktes beruhen.

Mahathir verlangte außerdem, daß die Industrieländer endlich ihre Märkte für Waren aus den Entwicklungsländern öffnen. Vor allem beim Handel mit Textilien schotteten die Industrieländer immer noch ihre Märkte ab.

Auch Indonesiens Präsident Suharto, dem der Internationale Währungsfonds (IWF) am Wochenende ein Hilfspaket von 23 Milliarden Dollar zur Stützung der indonesischen Wirtschaft geschnürt hatte, kritisierte die Fluktuation auf den Devisenmärkten. Sie habe „wirtschaftliche und soziale Errungenschaften mehrerer Jahrzehnte in den Entwicklungsländern zerstört“.

Suharto verlangte aber genau wie Indiens Vizepräsident Krishan Kahn und Perus Staatschef Alberto Fujimori keine neuen Regeln für den Devisenhandel. Statt dessen setzen die drei Politiker auf eine stärkere internationale Kooperation.

Die Börsen Südostasiens schlossen gestern überwiegend im Plus. Nach Auskunft von Börsenprofis reagierten sie damit gestern auf das Hilfspaket des IWF für Indonesien. Die Börsenkurse in Indonesien stiegen leicht, der Hongkonger Aktienindex Hang Seng schoß sogar um rund sechs Prozent nach oben. Auch die Aktien in Taiwan, Singapur, den Philippinen, Süd-Korea und Malaysia stiegen.

Die G 15 war 1990 als Gegengewicht der Entwicklungsländer zum alljährlichen Treffen der großen Industrieländer, G 7, gegründet worden. Ihr gehören inzwischen Algerien, Argentinien, Brasilien, Chile, Ägypten, Indien, Indonesien, Jamaika, Malaysia, Mexiko, Nigeria, Peru, Senegal, Venezuela und Simbabwe an. Zu Beginn des Gipfels hatte die Gruppe sogar Kenia als 16. Mitglied aufgenommen. ten