■ Mit edlem Wein auf du und du
: Mostgewicht explodiert

Frankfurt/Main (taz) – Man darf schon mal mit der Zunge schnalzen, meint Richard Nägler, Vizepräsident des Rheingauer Weinbauverbandes. Denn der 1997er, der frühestens 1998 genossen werden kann, soll einer der besten Jahrgänge der letzten 113 Jahre werden. So lange wird schon im Rheingau zwischen Hochheim am Main und Aßmannshausen am Rhein die Sonnenscheindauer gemessen. 1997 ist das drittbeste Sonnenscheinjahr. „Da explodiert das Mostgewicht.“

Noch sind nicht alle Rebstöcke an den mehr oder weniger steilen Hängen des rheinischen Schiefergebirges gelesen. Weinlese noch im November? Auch ein Indiz dafür, daß der Rheingauer 97er von den durch Taunus und Hunsrück geschützten Lagen ein Spitzenjahrgang werde, sagt Nägler auf historischem Boden in Johannisberg. Dort wurde immerhin im 18. Jahrhundert die Spätlese erfunden. Riesling und Spätburgunder heißen die von den 400 Winzerfamilien und den 24 großen Weingütern im Rheingau bevorzugt angebauten Rebsorten. Und die Weine aus dem Rheingau genießen Weltruf. Etwa die Weine der Staatlichen Weinbaudomäne bei Kloster Eberbach. Oder die Weine der kleinen Lagen rund um Hochheim, die seit den Zeiten von Queen Victoria von den Royals bevorzugt werden.

Von selbst verkauft sich aber auch der Rheingauer nicht mehr nach England oder Japan. Innovation heißt für den Weinbauverband das Zauberwort, nachdem junge Winzer mit guten Ideen schon den in den vergangenen Jahren signalisiert haben, wo es in Zukunft langgehen könnte bei der Vermarktung: mit kleineren, intensiver und vielfach auch unter ökologischen Gesichtspunkten bearbeiteten Lagen. Und nötig ist auch ein unverwechselbares Image für das Produkt. In angeschliffenen Flaschen mit durchgestylten Etiketten soll der Riesling aus dem Rheingau demnächst die Märkte erobern – und bestehende Märkte erhalten. Wie etwa den japanischen Markt. Dort sollen demnächst 0,5-Liter-Flaschen mit Wein aus dem Rheingau in den Handel kommen, denn „das verlangt der Japaner“, so Nägler. Und für die Orientierung aller Kunden arbeitet der Weinbauverband an einer Gütekarte nach französischem Vorbild. kpk