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: Sieben Jahre in Tibet

Tibeter und Österreicher haben etwas gemeinsam: Sie mögen Spieluhren mit Debussy-Melodien. Aber das ist nicht alles, was wir in Sieben Jahre in Tibet lernen. Wir lernen vor allem, daß Brad Pitt einfach immer grinsen muß. Und das ist tragisch, denn ohne ihn wäre der Film eigentlich nicht schlecht. Der österreichische Bergsteiger Heinrich Harrer reist 1939 in den Himalaya, um einen der höchsten Berge der Welt zu besteigen. Durch seinen Ehrgeiz gefährdet er die Expedition, die aber durch den Ausbruch des Kriegs sowieso bald in einem indischen Kriegsgefangenenlager endet. Von dort ausgebrochen, wandert er ewig mit einem Kletterkollegen, bis sie Aufnahme in der heiligen tibetischen Stadt Lhasa finden. Der damals 16-jährige Dalai Lama findet schließlich Gefallen an Harrer und der Idee mittelbarer Westerfahrung. Er engagiert ihn als Lehrer. Harrer wird der einzige Kumpel seiner Heiligkeit – und ein besserer Mensch: Ost-West-Weltanschauungs-Austausch – bis die Chinesen kommen.

Daß man es dabei mit historischen Details nicht so genau nimmt, sondern auf emotionsstarke Einzelschicksale setzt, ist nicht neu, aber doch immer etwas problematisch. Nach Naziklischees, Kletternostalgie und Asien-Folklore ist der Film sowieso als pathetisches Großkino vor Natur- und Historienpanorama abgehakt. Das ist nicht ganz fair, denn Regisseur Jean-Jacques Annaud gelingt es, mit den Szenen in Lhasa zu berühren. Vielleicht weil der Film hier uneitler wirkt, vielleicht weil die Geschichte dieses Landes so tragisch und die Lebensweise seiner Menschen so faszinierend ist. Und es gelingt auch durch einen Mechanismus, der so einfach zu durchschauen wie wirksam ist: Der Dalai Lama, von allen Tibetern kaum direkt angeblickt, findet in Harrer nicht nur einen Freund, sondern einen Kumpel. Und da Harrer „einer von uns Europäern“ist, könnten wir nämlich auch Kumpel vom Dalai werden. Und der sagt ja doch so Sätze wie: „Über Probleme, die man lösen kann, machen wir uns hier keine Gedanken. Und bei Problemen, die man nicht lösen kann, helfen Gedanken auch nicht viel.“Klasse eben. Aber leider ist da ja noch Brad Pitt. Mag er nun überall Interviews über Selbsterfahrung in den Bergen geben, die Rolle nimmt ihm keiner ab. Außerdem hätte jemand dem Mann sagen sollen, daß dies kein Dreh für die Boss Outdoor-Kollektion ist. Matthias von Hartz

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