■ Welt Weit Grönling
: Werbung Wisch & Weg

Zu den Grundregeln menschlichen Miteinanders gehört es, andere mit einem Anliegen nur so weit zu belästigen, wie es unbedingt erforderlich ist. Selbstverständlich gilt diese einfache Regel auch für die elektronische Kommunikation. Leider gibt es immer wieder Zeitgenossen, die sich hemmungslos darüber hinwegsetzen. Doch wer mir auf die Füße tritt, dem schlag' ich auf den Kopf – die Geschichte vom Hinhalten der anderen Wange war mir schon als Kind suspekt.

Als vor einigen Jahren Faxgeräte in Mode kamen, hatte eine Weinhandlung nichts Besseres zu tun, als mich wochenlang mit seitenlangen Angeboten einzudecken. Da Faxpapier damals noch richtig teuer war, hab' ich ihnen kurzerhand nette Grüße auf einer Rolle Zewa Wisch & Weg zurückgefaxt. Die Sorte mit den Blümchen drauf, damit sie gleich das Büro tapezieren können. Von denen habe ich nie wieder ein Fax bekommen.

Später wurde unverlangte Faxwerbung an Privatpersonen ebenso verboten wie Telefonwerbung. Doch dann kam der Internet-Boom, und alles fing von vorne an. Es wurde noch schlimmer, übertrifft sogar die „Infobriefe“ in der täglichen Post. Die verraten sich schon am Umschlag: Ist ein Brief mit krummen Pfennigbeträgen frankiert, geht er mit dem Vermerk „Annahme verweigert“ zurück. Das wirkt.

Bei E-Mail wird es schwieriger, Werbung ist nur selten am Absender oder am Betreff zu erkennen. Also wird das Zeug erst mal angeschaut. Damit aber haben die Direktmarketing-Leute sogenannter Internet-Agenturen ihr Ziel erreicht. Ganz schlimm wird es, wenn die frohe Botschaft „aus Layoutgründen“ als angehängte Winword-Datei mit eingefügten Bildern ankommt. Solche Megamonster pflege ich mit einer gut komprimierten Datei sinnlosen Inhalts zu beantworten, die sich beim Auspacken ungeheuer aufbläht und die Platte des Empfängers vollmüllt. So etwas nennt man eine Mailbombe und ist, zugegeben, auch ein wenig unfein. Aber Ferienhäuser auf Rügen und Pornographie mit fetten Mail-Attachments zu vermarkten ist ebenso eine Unverschämtheit wie die offenbar an alle T-Online-Kunden versandten „Perry Rhodan Info-Transmitter“ des Pabel Moewig Verlages. Schließlich müssen die Empfänger dafür bezahlen.

Aber vielleicht hat das jetzt ein Ende: Die einstweilige Verfügung gegen einen Werbemail- Verteiler läßt neue Hoffnung schöpfen. Ob nun meine mitunter etwas drastischen Maßnahmen ebenso illegal sind, weiß ich nicht. Bis jetzt hat sich noch niemand beschwert. Dieter Grönling

dieter@taz.de