Trotz Schuldenabbau: St. Pauli zittert um Lizenz

■ DFB will Kiez-Club Spielberechtigung nehmen / Weisener bleibt Präsident

Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein: Rechtzeitig zur gestrigen Jahreshauptversammlung des FC St. Pauli wurde gestern bekannt, daß der Kiez-Club um die Lizenz bangen muß. Der Gutachterausschuß des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat in der ersten Runde an den Ligaausschuß die Empfehlung ausgesprochen, den Hanseaten die Spielgenehmigung für die nächste Saison zu verweigern. Bestätigt der Ligaausschuß am kommenden Samstag dieses Votum muß der Aufstiegsaspirant den Zwangsabstieg in die Regionalliga Nord befürchten.

Kiel statt Kaiserslautern, Wilhelmshaven statt Werder? In der St. Pauli-Führungsetage will man daran noch nicht glauben. Vizepräsident Christian Hinzpeter und Schatzmeister Horst Niewiecki machten gemeinsam in Optimismus. Tenor: Papa Heinz Weisener wird's schon richten. Der 67jährige Architekt und Vereinschef stellte sich am gestrigen Abend auf der Jahreshauptversammlung für zwei weitere Jahre als Präsident zur Verfügung. Mit halbjähriger Verspätung präsentierte der von einer schweren Krebserkrankung noch gezeichnete Millerntor-Mäzen die Bilanz der vergangenen Saison und präzisierte seine Sanierungspläne (die Versammlung dauerte bei Redaktionsschluß noch an).

Der Kiez-Klub schrieb in der vergangenen Spielzeit erstmals seit Jahren wieder schwarze Zahlen: 1,231 Millionen Mark Überschuß konnten erwirtschaftet werden. „Die Trendwende ist damit vollzogen“, frohlockte Schatzmeister Niewiecki. Eine anhaltende positive Entwicklung in der laufenden Saison soll nach Einschätzung des Schatzmeisters zu einem weiteren Schuldenabbau führen.

Da Weisener sich bereiterklärt hatte, sämtliche Verbindlichkeiten des Clubs zu übernehmen, um sich diese dann teilweise aus den Marketing-Erlösen der kommenden Jahre rückvergüten zu lassen, sieht Niewiecki der Lizenzentscheidung „zuversichtlich“ entgegen. Allerdings ist absehbar, daß eine neue Lizenz mit strengen Auflagen des DFB verknüpft sein dürfte. Bereits vor Tagen hatte Weisener „schmerzliche Einschnitte“ bei den Gehältern der Spieler angekündigt, die allerdings bis auf Pröpper, Scharping und Sawitschew ihre Verträge für die kommende Saison schon unterschrieben haben. mac