Unterm Strich

Diesmal war Ignatz Bubis der erste, noch vor Bundeskanzler Kohl: Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland hat die vier am Wochenende vorgestellten neuen Entwürfe für ein Holocaust-Mahnmal in Berlin als geeignet begrüßt. Er persönlich könne mit jedem der vier Entwürfe leben, sagte Bubis am Montag im „ZDF-Morgenmagazin“. Er favorisiere keinen davon. Bubis betonte, es sei Sache der Auslober, eine Entscheidung zu treffen. Es werde schon zu einer richtigen Entscheidung kommen. Alle vier Entwürfe hätten eine „völlig unterschiedliche Aussage“. Schon bei der ersten Auslobung hatte Bubis beide Siegerentwürfe gutgeheißen, war aber nach Kohls Kritik an der Monumentalität von seiner Position abgerückt.

Für seinen Einsatz zugunsten verfolgter Schriftsteller und Journalisten hat der iranische Exilautor Said am Sonntag in Darmstadt die Hermann-Kesten-Medaille des PEN-Zentrums erhalten. Die seit 1985 verliehene Auszeichnung war dieses Jahr zum ersten Mal mit 10.000 Mark dotiert. In der Begründung hieß es, daß „die Solidarität der Freundschaft, der aufrechte Gang und das Grundverständnis des Lebens als politisches Leben“ das Grundthema von Said darstellen würden, so Gerhard Kurtze aus dem Vorstand des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Vieles von Saids Arbeit für „Writers in Prison“ müsse auf leisen Wegen geschehen, über Kanäle, die manchmal winklig und obskur erschienen, mit Methoden, die an Geheimdienste und an Geheimdiplomatie erinnerten. Said habe aber auch seine Gastsprache Deutsch mit Ironie, sinnlicher Kraft und antiautoritärem Witz bereichert. Der 1947 in Teheran geborene Said lebt in München als freier Autor. Von Mai 1995 bis Oktober 1996 leitete er das „Writers in Prison“-Komitee des PEN- Zentrums. Aus Protest gegen das angebliche Desinteresse des damaligen Vorstands legte er das Amt bald darauf nieder.