: Das Urteil der Geschichte
■ Kein Frieden im Irak ohne Frieden zwischen Israel und Palästina
Mag es auch Zufall sein, so hat es doch Symbolkraft. Just während sich in Washington israelische und palästinensische Diplomaten treffen, um die festgefahrenen Friedensgespräche wieder in Gang zu bringen, just zur Zeit, da sich Amerikas Außenministerin Madeleine Albright mit Jassir Arafat trifft, bricht Sadam Hussein eine neue Runde seines Katz-und-Maus- Spiels mit der UNO vom Zaun.
Woran wird man in 50 Jahren messen, ob der Golfkrieg von 1991 ein Erfolg war? Der historische Maßstab wird die Lage in Israel sein. Wenn zwischen Israelis und Palästinensern Frieden herrscht und beide Völker in einer wie auch immer gearteten dauerhaften staatlichen Ordnung leben, dann werden dieser Krieg und die ungewöhnliche Allianz, die ihn ausgefochten hat, einen historischen Sinn haben.
Der Golfkrieg wurde nicht in erster Linie wegen billigen Öls geführt, wie die deutsche Friedensbewegung glauben machen wollte, sondern wegen Israel. Iraks Absicht war die Befreiung Jerusalems und die Verwirklichung einer Drohung, der die PLO inzwischen abgeschworen hat: die Juden ins Meer zu treiben. Weder die USA noch die Europäer konnten einen Vernichtungsfeldzug einer zum Einsatz von B- und C-Waffen entschlossenen arabischen Militärmacht oder auch nur deren Erstarken zulassen. Die Besetzung Kuwaits mußte als erster Schritt zur Gewinnung arabischer Hegemonie gewertet werden.
Wie aber gelang es George Bush damals, für einen Waffengang gegen den Irak erklärte und ehemalige Feinde Israels wie Ägypten und Syrien zu gewinnen? Der Handel zwischen Amerika und der arabischen Welt sah das Niederringen des Irak im Gegenzug für ein israelisch-palästinensisches Abkommen unter US-Schirmherrschaft vor. So kam es nach dem Golfkrieg zu den Verhandlungen von Madrid und zum Abkommen von Oslo. Wenn der Irak sich heute den Waffenstillstandsverpflichtungen, die er nach dem Krieg hatte eingehen müssen, offen widersetzen kann und wenn die USA nicht im Stande sind, die alte Koalition wieder zusammenzufügen, dann hat das im Stillstand der palästinensisch-israelischen Verhandlungen seinen Grund. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, Israel oder die PLO – letztlich zählt nur der Erfolg. Und offensichtlich ist, daß die USA zur Zeit nicht in der Lage sind, auf Israel entsprechend einzuwirken. Peter Tautfest
Tagesthema Seite 3
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