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Mahnwache für die Opfer von Mölln

Von PassantInnen weitgehend unbeachtet stehen sie in der Kälte auf dem Platz der jüdischen Deportierten in Hamburg und reiben sich die klammen Hände. Der Wind bläst die Kerzen der Mahnwachenden ständig wieder aus. Gut ein Dutzend Frauen und Männer der Türkischen Studentenvereinigung Hamburg haben gestern der drei Türkinnen gedacht, die vor fünf Jahren in Mölln Opfer eines Brandanschlags wurden.

Rechtsradikale hatten am 23. November 1992 ein Wohnhaus in der schleswig-holsteinischen Kleinstadt in Brand gesetzt. Eine Frau und zwei Kinder waren in den Flammen gestorben. Zwei Täter, Lars Christiansen und Michael Peters, wurden gut ein Jahr danach zu zehn Jahren Jugendhaft bzw. lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt. Hunderttausende gingen damals mit Lichterketten auf die Straße, jedoch: „Seit der Welle der Brandanschläge sind keinerlei Schritte gegangen worden, um solchen Geschehnissen konkret entgegenzuwirken“, warf der Vorsitzende der türkischen Studentenvereinigung, Güney Aydogdu, den „politisch Verantwortlichen“vor.

Um der Opfer von Mölln zu gedenken, lädt der Verein „Miteinander leben“in Mölln zur dreitägigen Veranstaltungsreihe, Motto: „Nie wieder Naziterror“: Heute um 20 Uhr werden in der Internationalen Begegnungsstätte (Lohgerbergang) türkische Lieder und Gedichte vorgetragen. Am Samstag wird in der Nicolai-Kirche das Musical „Totentanz 1945“aufgeführt. Und am Sonntag wird nach einem ökumenischen Gottesdienst um 17.30 Uhr ein Schweigemarsch zum Brandhaus in der Mühlenstraße ziehen. rast

Foto: Mauricio Bustamante

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