Pastorentochter gesteht Morde an Angehörigen

■ In Belgien wird eine ungeklärte Mordserie nach der Affäre Dutroux wieder aufgerollt

Brüssel (dpa/taz) – Eine Mordserie in Belgiens Hauptstatd Brüssel nimmt immer schrecklichere Formen an. Der aus Ungarn stammende Pastor Andras Pandy und seine 39jährige Tochter Agnes haben nach Ansicht der Staatsanwaltschaft mindestens zehn Menschen getötet. Die Tochter, die lange Zeit mit dem Vater im Inzest lebte, hat gestanden, gemeinsam mit ihm fünf Familienangehörige umgebracht zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Wochenende mit.

Bisher war die Justiz davon ausgegangen, daß der 71jährige Geistliche allein sechs Familienangehörige – zwei frühere Ehefrauen und vier seiner acht Kinder – ermordet hat. Pandy sitzt seit Mitte Oktober in Haft. Die Tochter wurde am vergangenen Donnerstag verhaftet. Nach einem langen Verhör gestand sie ihre Mutter Ilona Sores allein umgebracht zu haben. Zusammen mit dem Vater habe sie ihre Brüder Daniel und Zoltan, Edith Fintor – die zweite Ehefrau Pandys – sowie deren Tochter aus erster Ehe ermordet. Sie gab ferner einen Mordversuch an einer weiteren Tochter von Fintor zu. Eine weitere Tochter wird noch vermißt. Die sechs Familienangehörigen waren zwischen 1986 und 1989 verschwunden.

Im Keller des Hauses von Pandy im Stadtteil Moolenbeek wurden bisher Leichenteile von vier Menschen ausgegraben. Nach genetischen Untersuchungen der Gerichtsmediziner gehören die Leichen aber nicht zur Familie Pandy. Laut Presseberichten könnte es sich um Frauen handeln, die der Pastor durch Anzeigen in Ungarn kennenlernte und dann nach Belgien brachte. Pandy schweigt und verweigert eine Gegenüberstellung mit seiner Tochter. Sie hatte 1993 Anzeige gegen ihn wegen sexuellen Mißbrauchs gestellt.

Die Ermittlungen waren bereits 1992 eingestellt worden und wurden erst im September wieder aufgenommen, nachdem letztes Jahr die Affäre um den Kinderschänder Dutroux das Vertrauen in die belgische Justiz schwer erschütterte.