■ Querspalte
: Weg mit dem Dativ!

Jetzt, wo der Bundespräsident persönlich die Integration der Ausländer zur Chefsache erklärt hat, möchte ich mich auch ans Rednerpult vordrängen. Ich bin es nämlich leid, die Diskussion um die Rechtschreibreform zu verfolgen. Denn sowohl Gegner als auch Befürworter befinden sich meilenweit vom Problem entfernt. Denn nicht eine Rechtschreib-, sondern eine Grammatikreform braucht das Land.

Der Bundespräsident hat an uns Ausländer appelliert, so schnell wie möglich Deutsch zu lernen. Denn „das Sprachhindernis“ hindere unsere Integration. Recht hat der Mann! Aber wie die Integration gelingen soll, wenn auf dem Weg so ein Brocken wie der Dativ liegt, ist mir ein Rätsel. Zumal der Gebrauch des Dativs keiner logischen Regel unterliegt. Oder kann mir jemand erklären, warum es ich liebe dich, aber das, was ich an dir am meisten liebe, ist dein Gurkensalat heißt? Oder warum es ich frage dich, aber antworte mir heißt. Jetzt soll mir bloß keiner etwas vom Wem- bzw. Wen- oder Wasfall erzählen. Das versteht nicht mal ein Viertel der Einheimischen. Deswegen lautet unsere erste Forderung: Der Dativ muß weg! Und damit uns Ausländern nicht Dogmatismus vorgeworfen wird, erklären wir, auch mit der Abschaffung des Akkusativs zufrieden zu sein.

Unsere zweite und vorerst letzte Forderung bezieht sich auf den inflationären Gebrauch der Artikel. Welchen Zweck und Nutzen hat deren Existenz? Joghurt bleibt schließlich Joghurt, egal ob der, die, oder das davor steht. Und weil wir moderate Menschen sind, lassen wir einen übrig und einigen uns auf das neutrale das. Zeigt also, ihr Deutsche, Mut zur Veränderung. Schafft die Artikel ab – und ihr bleibt trotzdem das Land der Dichter und Denker.

Diese Reformen sollten nur das Hochdeutsche betreffen. Sämtliche Dialekte wie etwa Sächsisch, Niederbayerisch, Oberschwäbisch, Westbadisch oder Mittelhessisch gehören zum kulturellen Erbe der jeweiligen Minderheit und bleiben verschont. Niko Theodorakopolus