Das Portrait
: Happy birthday, Mr. Dörbritsch!

■ Francis Durbridge

Francis Durbridge, erfolgreichste Quotenjäger der Fernsehgeschichte, wird heute 85 Foto: Keystone

Das waren noch Fernsehzeiten! Als die ARD 1962 den Durbridge-Krimi „Das Halstuch“ ausstrahlte, waren die deutschen Straßen leergefegt. Kinos, Theater, Restaurants, Kneipen – verwaist. Alles hockte zu Hause vor der schwarzweißen Glotze. Die Einschaltquoten lagen bei unglaublichen 89 Prozent. Von da an war der britische Schriftsteller, der in seiner Heimat nicht besonders geschätzt wurde, jedem Deutschen bekannt und eine sichere Bank. Jedes Kind sprach ehrfurchtsvoll von „Dörbritsch“. Es folgten TV- Krimis wie „Es ist soweit“, „Die Schlüssel“, „Ein Mann namens Harry Brent“ und „Das Messer“. Auch die 26 Folgen der Serie „Paul Temple“ stammten aus seiner Feder.

Francis Henry Durbridge wurde am 25. November 1912 als Sohn eines Kaufhausmanagers in Hull, England, geboren. Er studierte ein bißchen Altenglisch und Volkswirtschaft und jobbte im Büro eines Börsenmaklers. Nichts machte ihm so richtig Spaß. Aber er hatte ein Hobby: Kriminalgeschichten schreiben. Am Anfang seiner Laufbahn als Krimiautor standen Kurzgeschichten und Hörspiele, darunter „Promotion“ (1933), ein Spiel um die Jagd auf einen Warenhausdieb. Die Hörspielreihe „Send for Paul Temple“ fesselte auch in der jungen Bundesrepublik fast 20 Jahre lang (von 1948 bis 68) die Hörermassen. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte Durbridge aber erst, als er sich dem Fernsehen zuwandte und mehrteilige TV-Krimis schrieb.

Deutsche Durbridge-Krimis waren relativ aufwendig gemacht und vollgestopft mit den beliebtesten Stars der damaligen Zeit. Kritiker attestierten dem Autor zwar handwerkliches Geschick, sahen den Erfolg der Stücke aber eher in einer Art Massenhypnose. Francis Durbridge blieb zwar ein gefragter Autor des deutschen Fernsehens, erreichte aber nie wieder seinen Anfangserfolg. Die Durbridge-Serien hatten an Popularität verloren, teils wegen ihres Fortsetzungscharakters, teils auch, weil der Film diese Mischung aus Abenteuer-, Grusel-, und Kriminalsujet übernommen und in der Serie der Edgar- Wallace-Verfilmungen zum Erfolg gebracht hatte.

Trotzdem, Francis Henry Durbridge, der heute 85 Jahre alt wird, hat einen festen Platz in der deutschen Fernsehgeschichte. Happy birthday, Mr. Straßenfeger! Karl Wegmann