: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Air Force One USA 1997, R: Wolfgang Petersen, D: Harrison Ford, Gary Oldman, Glenn Close
„Was diesseits des Atlantiks böse Satire vermuten ließe, daraus wird in Hollywood ein ganz und gar ironiefreier Action-Thriller – grimmig ernst wie „Terminator“, „Rambo“und „Die Hard“zusammen. Harrison Ford spielt den US-Präsidenten Marshall, der gerade noch in Moskau der Welt versprochen hat, vor dem Terrorismus niemals in die Knie zu gehen, und der nun auf dem Rückflug in die Hände kommunistischer Terroristen gerät. Die Schurken stellen ihn vor die Alternative: Familie oder Vaterland. Der Präsident aber tut, was ein Mann tun muß: er kämpft für Familie - und Vaterland.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter
Alien – Die Wiedergeburt USA 1997, R: Jean-Pierre Jeunet, D: Sigourney Weaver, Winona Ryder, Ron Perlman
„Das schleimige Ding west weiter, und auch im vierten Teil der Science-Fiction-Serie „Alien“geht es seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Fressen und Befruchten. Selbst die dienstälteste Alien-Bekämpferin Ripley (Sigourney Weaver) mußte sich am Ende von Teil drei von einem der Monster begatten lassen und sterben. Nun ist die Heldin als Klon-Mutant neu entstanden und ringt mit Muttergefühlen für ein Schleimwesen, dessen Großeltern sie einst über die Kinoleinwände gejagt hatte. Erst als die Androidin Call (Winona Ryder) auftaucht, sieht Ripley wieder klar: Das Alien ist der Feind, dem die selbst zum Cyber-Girlie mutierte Ripley allerdings näher ist als jemals zuvor. Dem Zuschauer gibt der französische Regisseur Jean-Pierre Jeunet in dem Cyber-Märchen, trotz einiger bestechender Bilder, wenig Chance zur Klarsicht.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos
Am Ende der Gewalt USA/Frankreich 1997, R: Wim Wenders, D: Bill Pullman, Andie MacDowell, Gabriel Byrne
„Ein Produzent gewalttätiger Action-Filme wird in Los Angeles selbst Opfer eines brutalen Überfalls. Ehe ihn die Täter umbringen können, werden sie durch gezielte Kopfschüsse, scheinbar aus dem Nichts, liquidiert. Zeuge dieser Tat ist ein Wissenschaftler, der in einem Observatorium hoch oben in den Hügeln der Stadt an einem geheimen FBI-Projekt arbeitet. Satellitenanlagen und ferngesteuerte Kameras sollen die totale Überwachung und somit das Ende der Gewalt bringen. Doch um welchen Preis? Wim Wenders präsentiert seinen philosophischen Edel-Thriller aus einer Welt der Gier, Einsamkeit und geistigen Leere stilsicher und in wunderbaren Bildern; den perfekten Soundtrack lieferte erneut Ry Cooder. Wie Wenders die zahlreichen Einzelgeschichten mit seinen Reflexionen über Gewalt zu einem Ganzen verwebt, überzeugt allerdings nicht.“(D. Lackner) Schauburg, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)
Amore Amore Italien 1997, R: Leonardo Pieraccioni, D: Leonardo Pieraccioni
„Amore Amore klingt – si, si – schwer italienisch, und so ist es. Levante arbeitet als Buchhalter in einem toskanischen Städtchen, er ist ein Typ wie der deutsche Fußballreporter Marcel Reif und wartet auf die Erfüllung bei einer Frau wie der RTL-Stoppelbart auf sein Bit. Als ein Kleinbus mit Flamenco-Tänzerinnen aus Spanien vor der Haustür hält, machen die Italiener aus lauter Liebe noch mehr Theater als sonst, und Levante umwirbt Caterina, die er begehrt wie keine Frau zuvor. Leonardo Pieraccioni, der Hauptdarsteller, hat auch Regie geführt, und gleich ganz Hollywood besiegt, denn in Italien war selten ein Film so erfolgreich. Die Komik der Handlung und der Dialoge verkommt nie zur Albernheit, denn es waltet auch Schicksal: Levante rast auf dem Weg zu Caterina sein Moped kaputt, und er begräbt es an der Biegung des Flusses.“(Der Spiegel) Gondel, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Die Apothekerin Deutschland 1997, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Jürgen Vogel, Richie Müller
„Eine Frau zwischen zwei Männern, einige Leichen und Gift in den verschiedensten Formen - das sind die Bestandteile von Rainer Kaufmanns („Stadtgespräch“) makaberer Komödie nach dem Erfolgskrimi von Ingrid Noll. Nicht zu vergessen ein exquisites Schauspielerensemble, das aber leider auch nicht verhindern kann, daß in diesem Fall zu viele Zutaten den Brei verderben.“(TV-Spielfilm) Ufa-Stern, Casablanca (Ol)
Austin Powers USA 1997, R: Jay Roach, D: Mike Myers, Elisabeth Hurley
„Ein Film, in dem Pop-Papst Burt Bacharach seinen Hit „The Look of Love“am Flügel singt, während er durch Las Vegas fährt, kann nicht ganz schlecht sein. Im Gegenteil: „Austin Powers“ist eine unverschämt witzige und gelungene Parodie, ein Cocktail aus James Bond, Peter Sellers und Petula Clark. London in den „Swingin'Sixties“: Austin Powers ist der Popstar unter den Modefotografen und Geheimagent. Als sich sein böser Gegenspieler Dr. Evil einfrieren läßt, macht es Austin ihm nach – und landet in den völlig unverständlichen Neunzigern. Mit einer Assistentin, die seltsamerweise nicht gleich mit ihm ins Bett hüpfen will. Unglaublich! Natürlich ist so mancher Gag hemmungslos albern, aber wen stört's?“(V.Bleeck) Atelier, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
B
Ballermann 6 Deutschland 1997, R: Gernot Roll, Tom Gerhardt, D: Tom Gerhardt
„Kotzorgien im Flugzeug, Urin im Sauerkraut: Der Humor kommt mit dem Holzhammer, ob eine Katze unterm Laster landet oder der Flamenco-Tänzer nur mit Reißzwecken im Schuh zu Höchstform aufläuft. Und meist landet der Humor unter der Gürtellinie. Doch von Tiefschlägen und feuchten Sexphantasien lebt schließlich auch der Mythos Mallorca.“(Jürgen Schön) Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)
Bean Großbritannien 1997, R: Mel Smith, D: Rowan Atkinson, Burt Reynolds
„Atkinson und sein Regisseur Mel Smith taten gut daran, den unverkennbaren, clever zwischen Stummfilmheroen wie Langdon und Keaton sowie modernen Leinwandkasperln wie Lewis und Carrey angelegten Tunichtgut weitgehend unangetastet zu lassen: Immer noch hinterläßt der Kindskopf mit dem Gemüt eines Simplicissimus eine Spur der Zerstörung, ohne sich des Umfangs seiner Handlungen bewußt zu sein. Der Schritt auf die große Leinwand ist ein Unternehmen, bei dem nichts schiefgehen kann.“(Blickpunkt: Film) Ufa-Stern
Blauäugig Deutschland 1997, R: Bertram Verhaag
Dokumentarfilm im Rahmenprogramm der Bremer Antirassismustage: „Jane Elliot, ehemalige Lehrerin in den USA, kämpft engagiert gegen Vorurteile und Rassismus. In ihren Workshops macht sie den Teilnehmern hautnah bewußt, was es heißt, einer diskriminierten Gruppe anzugehören: sie teilt die Menschen willkürlich in zwei Gruppen ein, die Braun- und die Blauäugigen. Die einen erklärt sie für besser und intelligenter, die anderen für minderwertig und dümmer.“(Bremer) Cinema
Brassed Off – Mit Pauken und Trompeten Großbritannien 1997, R: Mark Herman, D: Pete Postlewaite, Evan McGregor, Tara Fitzgerald
Wer will schon einen Film über das Wohl und Wehe einer Blaskapelle sehen? Allein all die unvermeindliche Humptata-Musik müßte eigentlich jeden halbwegs geschmacksicheren Kinogänger abschrecken. Dazu noch als deprimierender Hintergrund die Schließung eines Kohlen-Bergwerks im britischen Yorkshire: Regisseur Mark Herman hat sich einen denkbar unattraktiven Stoff für seine Komödie ausgesucht, und umso überraschender ist es, wenn nach dem Film ein großer Teil des Publikums leise Märsche vor sich herpfeift, andere sich die Augen wischen, und alle sich prächtig amüsiert haben. Die traditionsreiche Perle des proletarischen Gemeindelebens von Grimley ist die „Colliery Band“, geleitet vom strengen und ehrgeizigen Dirigenten Danny, der von Pete Postlewaite mit soviel Wärme, Witz und natürlicher Autorität gespielt wird, daß wir ihm am Schluß sogar seine wundersame Heilung vom Todkranken zum flammenden Redner in der Royal Albert Hall abnehmen. Herman bringt uns die Bandmitglieder und ihre Familien als eine verschworene Gemeinschaft von skurillen Charakteren nahe, und mit perfekt gesetzten Pointen gelingt es ihm, eine feine Balance zwischen Gefühl und Humor zu halten. Uns berühren die Zukunftsängste und Ohnmachtsgefühle der Bergarbeiter, und doch lachen wir im nächsten Moment aus vollem Halse. (hip) Atelier
Breaking the Waves Dänemark 1996, R: Lars von Trier, D: Emily Watson, Udo Kier
Von Trier läßt zwei von Herzen gute Menschen mit den Dämonen der Liebe in den Zeiten der Bohrinseln kämpfen, und manchmal kann man es kaum ertragen, ansehen zu müßen, wie die beiden dabei leiden. Von Trier, dem man bisher vorwerfen konnte, daß seine Filme allzu künstliche Stilspielereien und Kopfgeburten waren, inszeniert hier so erbarmungslos realistisch, daß einem das naßkalte Wetter des Films förmlich in die Knochen kriecht. Mit einer nervösen Handkamera gefilmt, die ungeduldig immer noch näher an die Figuren heran will, und sich dabei nicht um Unschärfen, verrissene Bilder oder den ewigen Gelbstich zu scheren scheint, gewinnt von Triers Film eine brutale, fast schmerzhafte Schönheit. (hip) Gondel
C
Celestial Clockwork Frankreich/Venezuela 1994, R: Fina Torres, D: Ariadne Gil, Arielle Dombasle, Evelyne Didi / Originalfassung mit Untertiteln
„Die bildschöne Ana steht bereits vorm Traualtar, als sie beim „Ja-Wort“der erzwungene Mut verläßt. In wilder Hast stürzt sie in den nächsten Flieger und erreicht Paris. Kein Problem, denn bei ihrem zauberhaften Coming-Out (im doppelten Sinne) helfen ihr: ein schwuler, übernatürlich begabter Kellner, eine durchgeknallte Psycho-Therapeutin und ein Bantu-Magier, der mit weißer Magie die beiden Frauen in Turbulenzen stürzt. „Celestial Clockwork“ist eine himmlisch-kitschige Komödie irgendwo zwischen Verdi-Arie, Mitsommernachts-Traum und Video-Clip, ein neuzeitliches Cinderella-Märchen voller Intrigen und schicksalhafter Zufälle, das angenehm an frühe Almodovar-Filme erinnert.“(Kommunalkino) Kino 46
Contact USA 1997, R: Robert Zemeckis, D: Jodie Foster, Bill Clinton / Originalfassung mit Untertiteln
„Science Fiction“im wahrsten Sinne des Wortes: In der Welt von heute, mit den wissenschaftlichen Möglichkeiten der 90er Jahre, wird hier über Radioteleskope ein Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation hergestellt, und Robert Zemeckis („Forrest Gump“) ist mehr als an den mysteriösen Fremden daran interessiert, wie wir auf sie reagieren würden. So sind die raffiniertesten Spezialeffekte dieses Filmes nicht spektakuläre Phantasiewelten oder Raumschiffe, sondern äußerst geschickte Vermischungen von Fact und Fiction. Einige Auftritte und Reden von Bill Clinton werden etwa so nahtlos in den Film eingeschnitten, daß es scheint, er rede über die Kontaktaufnahme mit den Außerirdischen und die Filmheldin Jodie Foster stehe als eine Astronomin dabei direkt neben ihm. Leider nimmt sich Zemekis viel Zeit für eine eher tranige als erhellende Exposition seiner Heldin: Von den 150 Minuten des Films hätte er die ersten 30 gut herauskürzen können. Und auch der so lange aufgebaute dramaturgische Höhepunkt enttäuscht: Etwas mehr als eine Kopie des Finales von „2001“mit ein paar psychedelischen Effekten, einem „himmlischen“Postkarten-Paradies und einem Außerirdischen, der in menschlicher Form erscheint, um uns nur nicht zu sehr zu erschrecken, hätte er sich schon einfallen lassen müssen. Sehenswert ist „Contact“nur wegen des Mittelteils mit seinen Spekulationen darüber, was wir täten, wenn uns E.T. in der nächsten Woche eine Botschaft schicken würde. (hip) City
D
Dizzy Gillespie: A Night in Havanna USA 1988, R: John Holland
„It doesn't hurt“, antwortet Dizzy Gillespie verschmitzt auf die Frage, die ihm sicher schon tausendmal gestellt wurde, nämlich wie er es beim Trompetenspielen anstellt, Backen und Hals aufzublähen wie ein Ochsenfrosch. Der Dokumentarfilmer John Holland hat aus verschiedenen Interviews und Beobachtungen ein wunderschönes Portrait des kleinen, großen Musikers gezeichnet. Äußerer Anlaß war Dizzy Gillespies Besuch in Kuba zur Eröffnung eines Jazz-Festivals in Havanna. Holland ist mit der Kamera dabei, wenn Dizzy im Matrosen Outfit den alten Kämpfer Fidel im Guerilla-Dress umarmt. Gillespie hat es geschafft, in der Musik selbst die höchsten Rauschzustände zu entwickeln. Und deshalb sind die schönsten Szenen des Filmes die, wo Holland ihn bei seiner Arbeit mit dem Orchester beobachtet. Disziplinierte Kontrolle, wache Aufmerksamkeit und ein unglaubliches Gefühl für Rhythmik strahlen seine Aktionen aus. Ein rundherum gelungenes Portait.“(taz) Kino 46
F
Fletchers Visionen USA 1997, R: Richard Donner, D: Mel Gibson, Julia Roberts, Patrick Stewart
„Was wie eine hübsche Parodie auf die amerikanische Obsession der Verschwörungstheorien beginnt, entwickelt sich unter der Regie von Routinier Donner zur Wiederverwertung hinlänglich bekannter Genremomente, vor allem jener Verfolgungsjagden, die er uns in der „Lethal Weapons“-Serie und in „Assassins“vorgeführt hat. So wird die Geschichte um einen New Yorker Taxifahrer, der überall Verschwörungen wittert und vieleicht gar nicht mal Unrecht hat, zunehmend banaler.“(tip) UT-Kinocenter, Ufa-Stern, Passage (Del)
Die furchtlosen Vier Deutschland 1997, R: Eberhard Junkersdorf, Jürgen Richter, Michael Coldewey
Bremen wird hier als eine düstere Mischung aus Fachwerkhäusern und futuristischen Fabrikgebäuden dargestellt, in der der tyrannische Wurstfabrikant Dr. Gier herrscht, der die vier Stadtmusikanten mit einem Knebelvertrag dazu zwingt, Werbeliedchen für die Würstchen zu singen, in die ihre tierischen Freunde verarbeitet werden. Sie merken schon, das hört sich kaum noch nach dem Märchen von den „Bremer Stadtmusikanten“an. Dabei beginnt der Film ganz konventionell mit dem „es war einmal“einer Erzählerstimme und den vier Viechern, die von ihren Besitzern geschlachtet, ausgestopft oder eingeschläfert werden sollen und sich mit dem Satz „Etwas bessres als den Tod finden wir allemal“zusammen auf die Reise nach Bremen machen. Esel Fred, Hund Buster, Katze Gwendolyn und Hahn Tortinelli sind in schönster Disney-Tradition menschelnde Tierfiguren und ganz traditionell mit dem Bleistift gezeichnet. Der Bruch erfolgt dann zugleich stilistisch und erzählerisch. Denn während plötzlich computeranimierte Stahlwesen und Maschinen wie aus dem „Terminator“neben den netten Tierchen auftauchen, finden wir unsere furchtlosen Vier plötzlich in einer Horrorgeschichte mit finsteren Verliesen und einem nach dem Vorbild von Dr. Mabuse gezeichneten Superfiesling wieder. Diese Brüche sind viel zu grob und dunkel für das kindlichen Zielpublikum. Am Schluß erschrecken die Tiere zwar übereinandergestellt die Bösewichte wie im Märchen, aber entschieden wird die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse dann ganz modern und banal dadurch, daß die Katze die Fernbedienung des Konzernchefs in die Tatze bekommt. (hip) Schauburg, Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)
G
The Game USA 1997, R: Peter Fincher, D: Michael Douglas, Sean Penn
„Michael Douglas wird von Sean Penn dazu verführt, Mitglied in einem Club zu werden, der als Spiel die Leben von Menschen in Filmdrehbücher verwandelt. Dies ist ein Yuppie-Alptraum, ein persönlicher Gau für einen Kontrollfreak. Ein wenig wie Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“, wo auch ein Mann sein Leben perfekt organisiert hat, und es löst sich vor seinen Augen auf. David Fincher, der vorher „Sieben“inszeniert hat, ist sehr gut darin, diese Alptraumathmosphäre heraufzubeschwören, aber das große Problem ist, daß der Plot einfach keinen Sinn macht. Man fragt sich den ganzen Film über, was dieses „Game“eigentlich ist. Entweder ist es wirklich ein raffiniertes Spiel oder ein böser Trick, um den Mitspielern alles Geld abzuknöpfen und sie in den Selbstmord zu treiben. Und die Schlußpointe ist dann genau die Lösung, die man selbst schon als zu lächerlich abgetan hat, weil sie physikalisch einfach unmöglich ist. Das sollen wir nun schlucken und dazu noch, daß Michael Douglas all das brav über sich ergehen läßt, was einfach nicht zu seiner Figur paßt. Wenn man den Film als kafkaeske Achterbahnfahrt genießt, mag man ihm das Ende vielleicht verzeihen, aber das Publikum wird hier übel hereingelegt.“(Chris Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Gloria (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy
„Weil nackt zu tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen – spöttisch, komisch und sentimental.“(Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Casablanca (Ol) / Originalfassung mit Untertiteln im City
H
Hercules USA 1997, R: Ron Clemens
„Dies ist nach dem eher ernsthaften „Glöckner von Notre Dame“eine Rückkehr zum süßlich-komischen Stil von „Die Kleine Meerjungfrau“und „Aladin“. Es ist natürlich völlig anders als alles, woran wir uns aus der antiken Heldensage erinnern: Sehr amerikanisch, laut und vulgär, aber halt auch ein großer Spaß. Zeus, der in der griechischen Mythologie ja eher ein Serien-Vergewaltiger war, wird uns hier etwa als liebender Familienvater vorgeführt, und das Happy End läßt „Herc“, wie er genannt wird, mit seiner Freundin Megara glücklich werden, während wir doch in der Schule gelernt haben, daß er wahnsinnig wurde und Megara sowie alle seine Kinder umbrachte. Aber sowas geht bei Disney nun wirklich nicht. Die ganze Sache hat mehr mit Hollywood-Genres als mit der griechischen Mythologie zu tun: So gibt es wie in „Rocky“einen Trainer, der Herkules zu einem Boxchampion trimmt, oder Megara umgarnt „Herc“mit ihrer Perlenkette wie einst Barabara Stanwyck den Henry Fonda in „The Lady Eve“.“(Christopher Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Wall & Ziegelhofkinos (Ol)
Hiroshima, mon amour Frankreich/Japan 1958, R: Alain Resnais, D: Emmanuelle Riva, Eiji Okanda /Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Man sieht die zitternde Hand des schlafenden japanischen Liebhabers, dann, in einer ähnlichen Einstellung, wieder eine Hand, die eines deutschen Vorgängers des Japaners vor langen Jahren, während des großen Krieges. Bilder, Schlaglichter auf die Straßen von Hiroshima mischen sich mit solchen aus der Stadt Nevers, wo die Frau, eine Französin, damals lebte. Der Krieg ist nah in Alain Resnais' Liebesgeschichte in Hiroshima, doch der Film zeigt die Bombe nicht. Die Poesie der Bilder konfrontiert jene der Worte, ein schöner Film aus Hiroshima, der sprachlos macht wie die Bombe. Eine eigentümliche Strategie der Umgehung: Resnais' Bilder und Marguerite Duras' Worte erzählen nie direkt, was hinter ihnen immer mitschwingt. Der Geist des Ortes, der Atem von Hiroshima.“(taz) Kino 46
I
Im Körper des Feindes USA 1997, R: John Woo, D: John Travolta, Nicolas Cage, Joan Allen, Gina Gershon
„Gleich in der ersten Viertelstunde zündet Regie-Virtuose John Woo ein Action-Feuerwerk, das die Leinwand förmlich explodieren läßt. Was bei anderen Produktionen ein abendfüllendes Spektakel ergeben hätte, dient ihm allein zur Exposition seiner bizarren Story. Hongkong-Veteran Woo („The Killer“) ist hier auf der Höhe seiner Kunst. Sein dritter amerikanischer Film funktioniert nicht nur als pyrotechnisches Knallbonbon, sondern auch als psychologisches Duell – unterstützt von brillanten Hauptdarstellern. Die schizophrene Atmosphäre sowie die starken Charaktere machen den ewigen Kampf Gut gegen Böse zum Kern eines meisterhaften Melodrams. Den Alptraum, in der Haut des meistgehaßten Feindes zu stecken, erzählt John Woo konsequent zu Ende. Dabei nutzt der Regisseur Elemente seiner früheren Filme und inszeniert glänzend choreographierte Todesballette von makabrer Eleganz.“(Bremer) City
J
Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Gondel, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Julius Cäsar USA 1953, R: Joseph L. Mankiewicz, D: Marlon Brando, John Gielgud, James Manson
„Mankiewicz bemühte sich, diese Mischung aus britischer Theatralität, Method-Schauspielerei und MGM-Spektakel miteinander zu vereinigen, aber der Film wird ganz klar von Brando geprägt. Nach seinen explosiven Tiraden erscheint die Diskussion zwischen Casius und Brutus - wenn auch erheblich abgekürzt - langweilig und leblos. Und die Schlacht von Philipi bringt einen anständigen Film zu einem traurigen Schluß, denn alles sieht verdächtig nach dem Comanchen-Hinterhalt in einem Western aus.“(Rene Jorden) Filmstudio
K
Kissed Kanada 1997, R: Lynne Stopkewich, D: Molly Parker, Peter Outerbridge, Jay Brazeau
Bei dem Tabu der körperlichen Liebe zu Toten beginnt die Ekelschwelle schon bei der bloßen Erwähnung. Die Liebhaber von ekligen Horrorfilmen haben daher dieses Terrain bisher vollständig besetzt und dem kultivierten Filmfreund bleibt als einzige filmische Andeutung das grüne Leuchten von Kim Novak in Hitchcocks „Vertigo“. Eine schwierige Aufgabe hat sich die kanadische Regisseurin Lynne Stopkewich für ihren ersten Film gestellt: „Für mich lag die Herausforderung gerade darin, diese düstere Geschichte so zu erzählen, daß möglichst viele Leute den Film nicht als ekelhaft empfinden, nicht mal meine Eltern. Ich wollte, daß jeder diese nekrophile Sandra, dieses Monster, richtig gut leiden kann“, sagt die Regisseurin selbst. Und dies ist ihr auch gelungen mit diesem schwarzen, aber nie makaberen Kunstfilm, der weder spekulativ noch voyeuristisch über das erotische Verhältnis einer jungen Frau zum Tod erzählt. Nie hat man das Gefühl, es hier mit einer Perversen zu tun zu haben, statt dessen ist der Film romantisch, poetisch und in einigen Wendungen sogar komisch. (hip) Filmstudio
M
Manhattan/M/NY – The Lost Civilization Frankreich/Deutschland/USA 1921/86/97, R: Paul Strand, Charles Sheeler, Christoph Janetzko, Dylan McNeil
Drei Kurzfilme zum Thema „New York Skyline“, darunter das Filmgemälde mit den Wolkenkratzern des Jahres 1921 von Paul Strand und Charles Sheeler, und die anthropologische Studie von NY, einer Stadt, gebaut auf Rauch. Kino 46
Mein Leben in Rosarot Frankreich/Belgien/Großbritannien 1997, R: Alain Berliner, D: Michele Laroque, Jean-Philippe Ecoffey
„Der erste lange Spielfilm des Belgiers Alain Berliner entwickelte sich in Cannes schnell zum Geheimtip. Die liebenswerte Geschichte des siebenjährigen Ludovic, der so gerne ein Mädchen wäre, eroberte die Herzen im Sturm. Der Film ist eine gelungene, wundersame Mischung aus Drama und Komödie mit Soap-Opera-Elementen (immer wieder flüchtet sich der Junge in eine Serien- und Barbiepuppen-Traumwelt). Spielerisch geht es um die Definition des Geschlechts, um Vorurteile gegenüber dem Anderssein, aber auch um Magie, Märchen und Hoffnung. Warum die Festlegung auf traditionelles Rollenverhalten, warum eigentlich immer Rosa für Mädchen und Blau für Jungen? Alain Berliner kriegt die Kurve zu einem optimistischen Ende, ohne den pädagogischen Holzhammer zu schwingen oder moralische Philosophien zum besten zu geben.“(Blickpunkt: Film) Cinema
Men in black USA 1997, R: Barry Sonnenfeld, D: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino
„M.I.B. ist ein unprätentiöser Film, der im Kleinen Größe zeigt – also das genaue Gegenteil von Luc Bessons Das fünfte Element. Er läßt dem Zuschauer Zeit, die Vielfalt der Aliens zu bestaunen. In schönster B-Film-Tradition kommt M.I.B. gleich in der ersten Szene zur Sache, wenn die Grenzpolizei in New Mexico einen LKW anhält, voll mit illegalen Einwanderern – „illegal aliens“, wie es doppeldeutig im Englischen heißt, von denen einer tatsächlich ein Außerirdischer ist. Dessen Enttarnung bleibt allerdings zwei plötzlich auftauchenden M.I.B. vorbehalten, die den Grenzverletzer leider erschießen müssen. Da staunen die Grenzpolizisten nicht schlecht, aber nur solange, bis M.I.B.-Agent K. ihr Kurzzeitgedächtnis mit einem Blitz aus seinem Zauberstab löscht. Seit 1962 sind die Aliens unter uns, erfahren wir. Manhattan ist das Tor zu unserer Welt, wo fortwährend intergalaktische Flüchtlinge eintreffen. Daß die Menschheit nichts davon weiß, ist das Verdienst dieser Behörde, die jeden Neuankömmling genau unter die Lupe nimmt, Aufenthaltsbeschränkungen ausspricht und Kriminelle jagt.“(epd) Ufa-Stern
My Survival as an Aboriginal Australien 1979, R: Essie Coffey / Originalfassung mit Untertiteln
„Essie Coffrey, eine Frau vom Stamme der Murrawarri, zeigt in diesem Film, wie ihr Volk 200 Jahre weiße Einwanderung überlebte und wie es sich in Zukunft im Land seiner Väter behaupten kann. „My Survival“ist Teil ihrer vielfältigen Bemühungen, ihren Landsleuten die verlorene kulturelle Identität und ein schwarzes Selbstbewußtsein zurückzugeben, gleichzeitig aber auch bei weißen Zuschauern ein besseres Verständnis für die Lage und die Forderungen ihres Volkes zu wecken.“(Kommunalkino) Kino 46
N
Die Nacht des Leguan USA 1963, R: John Huston, D: Richard Burton, Ava Gardner, Deborah Kerr
„Aus dem Kirchendienst entlassen, schlägt sich ein Pfarrer der Episkopalkirche als Fremdenführer in Mexiko durch und erkennt in der Begegegnung mit verschiedenen Frauen Spiegelbilder seiner eigenen zerrissenen Seelenlandschaften. Abgeflachte, aber darstellerisch wirkungsvolle Filmfassung eines Stücks von Tennessee Williams.“(Lexikon des internationalen Films) Atlelier
O
Oscar Wilde Großbritannien 1997, R: Brian Gilbert, D: Stephen Fry
Eine filmische Biographie des berühmten Dichters, Dandies und Schwulen. Aufstieg und Fall und dazu einige seiner witzigsten Sprüche, und all das sehr geschmackvoll und mit Pfiff inszeniert. Aber der Film wäre nicht viel mehr als ein weiteres „Biopic“mit allen Vor- und Nachteilen des Genres, wenn Stephen Fry hier nicht die Rolle seines Lebens gefunden hätte. Der englische Schauspieler und Schriftsteller ist eine ähnlich schillernde und exzentrische Persönlichkeit wie Wilde. Wenn ihm die Kritiken zu einem seiner Theaterauftritte nicht passen, verkriecht er sich schon mal heimlich nach Paris, und alle englischen Medien rätseln tagelang, ob und wo er wieder auftauchen wird. Er brauchte für diese Rolle also kaum zu schauspielern, und doch wird in London schon heftigst spekuliert, ob er nicht der nächste Engländer ist, der seinen amerikanischen Kollegen einen Oscar wegschnappt. (hip) City, Casablanca (Ol)
P
Paradise Road USA 1997, R: Bruce Beresford, D: Glenn Close, Frances McDormand
„Im zweiten Weltkrieg landet eine Gruppe von schiffbrüchigen Europäerinnen in einem japanischen Kriegsgefangenenlager im Dschungel vor Sumatra. Die Frauen raufen sich zusammen und gründen unter Lebensgefahr einen Chor, der mit der Zeit auch die Anerkennung der Japaner findet. Das alles kommt so harmlos leidensfähig daher (Glenn Close als vorsichtig hassende Dirigentin), daß man den Eindruck hat, ein aufwendiges Dschungel-Casting für die Heilsarmee mitzuerleben.“(tip) City
Das Pony vom ersten Stock Dänemark 1989, R: Eric Clausen, D: Christina Haagensen, Michael Falch
„Der größte Wunsch eines elfjährigen Mädchens geht in Erfüllung, als es ein Pony gewinnt. Überdies bewirkt das Tier, daß sich die Menschen in einem verkommenen Altstadtviertel Kopenhagens näherkommen und Außenseiter in die Gemeinschaft integiert werden. Ein optimistischer, frisch inszenierter und manchmal anrührender Kinderfilm mit märchenhafter Handlung, die jedoch nie die Wirklichkeit und sozialen Probleme ausspart; überzeugend gespielt und glaubwürdig entwickelt.“(Lexikon des internationalen Films) Kino 46
Projekt: Peacemaker USA 1997, R: Mimi Leder, D: George Clooney, Nicole Kidman
„Alle Besorgnis, mit dem Kollaps des Sowjetreichs kämen James Bond & Co. die natürlichsten Feinde abhanden, war müßig. Jetzt erste recht! sagt der Iwan und fletscht, zum Kapitalisten geläutert, als Repräsentant des neuen militärisch-mafiosen Komplexes die Zähne: Gebrauchsfertige Atombömbchen sind sein heißestes Angebot. Eben erst, in dem Actionspektakel „First Strike“, mußte der unverwüstliche Jackie Chan einen Nuklearknaller made in Rußland unschädlich machen, und schon wieder ist, als „Projekt: Peacemaker“, aus dem Ural ein handlicher Sprengkörper wie ein Wanderpokal via Sarajevo unterwegs nach New York, wo ein serbischer Selbstmord-Terrorist mit ihm das Uno-Gebäude wegpusten will. Keine Angst: „Batman“George Clooney, diesmal als Superagent des Pentagon, triumphiert durch bessere Ausrüstung und Spitzenkondition. Doch dem arg vermurksten Drehbuch und der Hektik der Kinoregie-Debütantin Mimi Leder hilft das nicht, und Nicole Kidmans Sensibilität ist ganz und gar verschwendet in einem Thriller, wo letzlich doch nur die Knallfeuerwerker das Sagen haben.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
R
Reservoir Dogs USA 1991, R: Quentin Tarantino, D: Harvey Keitel, Tim Roth, Chris Penn
Das in seiner strengen Logik gnadenlose Abdriften des vermeintlich perfekten Verbrechens ins Chaos, sowie die komplizierte Erzählstruktur hat Tarantino von Stanley Kubricks „The Killing“übernommen, und die Kenner des Hongkong-Action-Kinos können genau belegen, aus welchen Filmen Tarantino welche Szenen abgekupfert hat. Dennoch ist er weit mehr als nur ein Epigone. Sein Film hat eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann: Jedes Bild, jeder Ton, jede Einstellung stimmt. Wie bei Kubricks Film liegt hier die feine Ironie von „Reservoir Dogs“: Das präzis geplante Verbrechen ging schief, aber der genauso perfektionistisch geplante Coup im Kino gelingt. (hip) Cinema
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Sans Soleil Frankreich 1981, R: Chris Marker
Stellen Sie sich vor, sie bekommen Brief von einem in der Welt herumreisenden Freund. Briefe voller Bilder, Töne und Ideen, in denen er Ihnen seine intensivsten Eindrücke, seine Reflexionen über das Gesehene und seine erstaunlichen Fundstücke schickt. Denn dieser Freund ist nicht irgendein Globetrottel, sondern ein begnadeter Reisender. Er beherrscht die Kunst des neugierigen Flanierens, ist belesen und kann vor allen Dingen hochintelligent und mit originellem Witz von seinen Reiseerlebnissen berichten. Solche Post würden Sie gerne in ihrem Postkasten finden? Dann freuen Sie sich auf Chris Markers „Sans Soleil“, denn der französische Dokumentarfilmer hat seinen Film als solch eine Folge von Briefen konzipiert, und er läßt den fiktiven Autor dieser Reiseimpressionen so sympathisch, klug und spannend vom Alltäglichen, japanischem action-cooking und der Zeit erzählen, daß er dem Zuschauer schnell zum Freund wird. (hip) Kino 46
Die Schuld an der Vulkan-Pleite Deutschland 1997, R: Wilfried Huismann, Klaus Schlösser
In 45 Minuten lassen die beiden Bremer Film-Autoren zehn Jahre Vulkan-Geschichte Revue passieren – eine schöne Gelegenheit, aus der ersten Reihe die Geschichte vom großen Aufstieg und rapiden Fall zu erinnern. Und wer hat Schuld an den 9.000 Arbeitslosen? Hennemann? Die Commerzbank? Die Treuhand? Der Film wirft noch einmal alle Fragen auf, ohne sie auf einfache Antworten zu reduzieren. Siehe auch Vorbericht in der taz vom 26. November, Seite 22. (Klaus Wolschner) Schauburg
Scream – Der Schrei USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Skeet Ulrich, Dew Barrymore
„Wes Cravens Horrorfilm ist schon jetzt legendär: für Drew Barrymores kurzen, aber lautstarken Auftritt in der Anfangssequenz, für seinen respektlosen, aber raffinierten Umgang mit dem Genre und dafür, wie er den Zuschauer zum Zuschauer eines Zuschauers im Film macht. Die Zuschauer mögen das. In amerikanischen Kinos sprechen sie bereits ganze Dialogpassagen laut mit.“(Der Spiegel) Filmstudio, Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede) / Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast
Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shashi Kapoor, Simi Garewal
„Ein glitzernder, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Brahmanen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Von einem Freund mit einem Babygesicht begleitet, flippt er mit den Sadhus im Wald aus, hört Buddah in seiner Höhle zu, vögelt als Silhouette mit einer reichen Kurtisane und macht als Kaufmann viel Geld. Er steigt dann wieder aus und findet die Erleuchtung als Fährmann. Wohl kaum einer wird aus dem Kino gehen ohne Hesses Botschaft begriffen zu haben, daß es keinen sicheren Weg zur Wahrheit gibt, daß suchen heißt, nicht zu finden, und daß „alles auf dem Rad des Lebens wiederkehrt“. Leider ist der Film mit so wenig Imagination gemacht, daß es unmöglich ist, die Bewußtseinsstadien nachzuvollziehen, die unser Star des Bombay-Kinos durchwandelt. Alles wird zu einem weichen, undeutlich symbolischen Spektakel; einer Liebesgeschichte in einer Landschaft, die so kitschig wirkt wie die Illustration auf einer Keksdose.“(Time Out) Atlantis
Sieben Jahre in Tibet USA 1997, R: Jean-Jaques Annaud, D: Brad Pitt
„Den Stoff, aus dem die klassischen Monumentalfilme sind, liefert die Autobiographie des österreichischen Bergsteigers Heinrich Harrer: 1943 gelingt ihm die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft in Nordindien. Er schlägt sich nach Tibet durch. In der für Fremde verbotenen Stadt Lhasa gewinnt er die Freundschaft des jungen Dalai Lama. Während er dem aufgeweckten kleinen „Gottkönig“alles über die Welt jenseits des Himalaya beibringt, färbt die buddhistische Lebens- und Denkweise seiner Gastgeber auf den arroganten Egomanen Harrer ab. Jean-Jaques Annaud läßt den „Mythos Tibet“in prachtvollen Bildern lebendig werden, ohne uns eine süßliche Religionsstunde zuzumuten. Alle Details sind penibel recherchiert, der Dalai Lama selbst stand mit Rat und Tat zur Seite, seine Schwester spielt im Film seine Mutter. Annaud schickte Brad Pitt vor dem Dreh für drei Wochen nch Österreich, nicht nur zum Bergsteigertraining. „Er sollte ein Gefühl dafür bekommen, einen Österreicher zu spielen.“Hat geklappt - selten war der Star so gut wie hier.“(TV-Spielfilm) Europa, Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos
Spawn USA 1997, R: Mark Dipe, D: Michael Jai White, Martin Sheen
„Schlechte Spezialeffekte – wie in „Spawn“– erinnern an öde Videospiele. Dabei versprach die Story dieser Comic-Verfilmung spaßigen Trash: Nachdem ihn sein Boß buchstäblich zur Hölle geschickt hat, paktiert CIA-Killer Al Simmons mit dem Teufel. Beim Weltuntergang soll Al die Armee des Satans führen, bis dahin darf er als Zombie-Superheld Spawn (=“Ausgeburt“) ins Diesseits zurück. Den einfallslosen Höllenvisionen geht die Luft ebenso schnell aus wie dem aufgedunsenen „Clown“, einem Dämon, der Spawn mit leuchtenden Fürzen und albernen Witzen quält.“(TV-Spielfilm) Ufa-Stern, MUWI-Filmkunst (Ol)
T
Tango Lesson Großbritannien 1997, R: Sally Potter, D: Sally Potter, Pablo Veron
„Eine englische Filmregisseurin und ein argentinischer Tangotänzer verlieben sich und treffen ein Abkommen: Er lehrt sie tanzen, sie macht aus ihm einen Filmstar. Die Erfüllung dieses Abkommens führt zu Differenzen, und die beiden müssen lernen, ihre Rollen als Mann und Frau zu sprengen, damit ihre Liebe Bestand hat. Sally Potters formal ungewöhnlicher, innovativer Film schildert in dichten Metaphern den Prozess einer Auseinandersetzung zwischen zwei Individuen jüdischer Herkunft und reflektiert tiefgründig über Liebe, Tanz, Film und die menschliche Existenz.“(Zoom) Cinema
W
Der Weihnachtsmann heißt Willi DDR 1969, R: Ingrid Reschke, Karsten Levke, Ronald Jacob
„Ein diebischer Nicolaus stielt zwei kleinen Jungen die auf dem Weihnachtsmarkt gewonnene Waschmaschine. Nach einer wilden Verfolgungsjagd kann ihn ein Zirkusclown doch noch übereden, ein ehrlicher Weihnachtsmann zu werden und die Kinder nicht in ihrem Glauben zu erschüttern. Liebevoll inszenierter und gradling erzählter Kinderfilm in der Tradition von Kästners „Emil und die Detektive“, der seine etwas zu dick aufgetragene Botschaft vom gesellschaftlichen Gemeinschaftsgefühl durch kindgerechten Humor und Spannung auflockert.“(Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast
Wiedersehen auf Bullerbü Schweden 1962, R: Ole Hellbom, D: Kay Anderson
Fortsetzung der Astrid Lindgrens Erzählung „Die Kinder von Bullerbü“und der Serie mit schwedischen Kinderfilmen, in denen das heitere und idyllische Leben von Kindern in einem kleinen Dorf beschrieben wird. Der einzige dramatische Konflikt des Films besteht darin, daß ein kleiner Junge mit einem lockeren Zahn Angst vor dem Zahnarzt hat. (hip) Gondel
Winterschläfer Deutschland 1997, R: Tom Tykwer, D: Ulrich Matthes, Marie-Lou Sellem, Florianne Daniel
„Von der Unmöglichkeit der Liebe handeln seine Filme, sagt Regisseur Tom Tykwer. Hier sind es gleich fünf Menschen, deren Schicksale er auf eine Weise miteinander verknüpft, die in ihrer geschickten Konstruktion mitunter an Robert Altmans „Short Cuts“erinnert. Krankenschwester Laura, die Übersetzerin Rebecca, Skilehrer Marco, Filmvorführer Rene und der Bauer Theo leben in einer kleinen Stadt in den Bergen. Ein mysteriöser Autounfall bringt das folgenreiche Personenkarussel in Gang. Unterstützt von brillanten Darstellern gelingt Tykwer das Kunststück, intellektuelles europäisches „Kopfkino“mit sinnlicher Emotionalität zu verbinden. Ein kleines Kunstwerk, in ruhigen, eleganten Bildern inszeniert.“(TV-Spielfilm) Atlantis, City
Wir Kinder aus Bullerbü Schweden 1996, R: Lasse Hallström, D: Linda Bergström, Hendrick Larsson
„In nostalgisch-utopischer Verklärung wird nach dem bekannten Kinderbuch von Astrid Lindgren die heile Dorfwelt der 20er Jahre beschworen. Der Film, der nur von alltäglichen Ereignissen berichtet und auf Dramatik fast völlig verzichtet, setzt bei Kindern die Fähigkeit der Konzentration und des Träumens voraus.“(Lexikon des internationalen Films) Atlantis
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