Genmais: Image angeknabbert

Schweizer Studie zeigt Risiken nicht nur für Ackerbau-Schädlinge, sondern auch für Nützlinge: Sie verenden doppelt so häufig wie bei unverändertem Mais  ■ Aus Basel Pieter Poldervaart

Der gentechnisch veränderte Mais von Novartis gefährdet nicht nur den Schädling, den er eigentlich abwehren soll, sondern auch landwirtschaftliche Nützlinge. Dies ist das vorläufige Resultat einer Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau (FAL) in Reckenholz bei Zürich.

Der Basler Multi hatte in die fragliche Maissorte ein Gen des Bakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) eingeschleust. Folge: Wenn der ärgste Schädling, der Maiszünsler-Käfer, die Pflanze anfrißt, stirbt er. Der Mais produziert nämlich dank des Bt-Gens ein Insektengift. Damit könne der Pestizideinsatz drastisch reduziert werden, behauptet Novartis. Die Laborversuche haben jetzt ergeben, daß die Gentech-ForscherInnen möglicherweise über das Ziel hinausgeschossen sind: Nützlinge, welche den mit Bt-Mais gefütterten Maiszünsler attackieren, verenden fast doppelt so häufig wie ihre Kollegen, die konventionellen Mais als Futter erhalten haben. Als Testtier wählte die Forschungsanstalt die Florfliege. Auch ein zweiter Versuch mit Baumwollwürmern erbrachte dasselbe Resultat.

Mit anderen Worten: Nicht nur, wie beabsichtigt, der Schädling selbst, sondern auch das nächste Glied in der Nahrungskette bekommt die Genmanipulation zu spüren. „Bisher war man überzeugt, das Toxin wirke spezifisch nur beim Maiszünsler“, meint die Projektleiterin Angelika Hilbick gegenüber dem Schweizer Nachrichtenmagazin Facts. In Reckenholz gibt man sich zurückhaltend: „Die Studie ist noch nicht offiziell publiziert“, sagt FAL-Sprecherin Marianne Bodenmann. Novartis verweist auf eigene Studien, die keinerlei schädlichen Einfluß auf Nützlinge aufzeigten. Und überhaupt sei es nicht angebracht, die Risiken eines Anbaus von Bt-Mais höher zu gewichten als den ökologischen Nutzen durch weniger Spritzmittel.

Eine Studie unter Führung des Österreichischen Umweltbundesamts in Wien und des Freiburger Öko-Instituts soll derzeit mit Hilfe einer Ökobilanz prüfen, wie weit sich der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen von konventioneller und biologischer Landwirtschaft unterscheidet. Im Sommer nächsten Jahres sind erste Ergebnisse zu erwarten.