Goliath gegen Goliath

■ Rheinland-Pfalz muß auf Rockradio warten und auf Konkurrent Energy dennoch verzichten. Der läßt gegen Radiogigant RPR protestieren

Was tun, wenn einem Radiosender die Abschaltung droht? Die Hörer werden mobilisiert. Eben wird Rheinland-Pfalz von solch einer bestellten Protestwelle überrollt. Diesmal geht es nicht um den Kampf Öffentlich-Rechtlich gegen Privat. Sondern um einen sonderbaren Schlagabtausch zweier kommerzieller Mediengiganten untereinander und mit ihrer Aufsichtsbehörde. Den Hörern wurde erzählt, es sei ein Kampf David gegen Goliath. Der übermächtige Goliath hört auf den Namen RPR und hat gleich zwei Kanäle im Land. Soviel hat Radio Energy nicht aufzubieten. Aber ein David ist der Sender trotzdem nicht.

Denn mit allerlei Künsten ist Energy dabei, sich eine landesweite Hörfunkkette aufzubauen. Die Methode: Von Hamburg bis München werden angezählte Hörfunkstationen aufgekauft und im Energy-Stil einheitsformatiert. So machte es der NRJ-Konzern bereits in seiner französischen Heimat. In Rheinland-Pfalz kam ihm die nette Regelung der „Stützfrequenzen“ zupaß. Mit diesem Gesetzestrick hat schon manches Satellitenradio UKW-Wellen durch die Hintertür bekommen – zuletzt das hessische Planet Radio, ein Ableger des Platzhirschs FFH.

Zwar wußte NRJ-Deutschland- Chef Christophe Montague von Anfang an, daß er die begehrten Wellen nur bis Ende 1997 hat. Er mußte sich neu bewerben – mit miesen Aussichten. Denn im Juni waren Mitbewerber auf den Plan getreten, darunter auch ein Radio Rockland, hinter dem sich nicht nur Kölschnase Wolfgang Niedecken und Schweißperle Klaus Lage verbergen, sondern zu einem Viertel der Privatradiomonopolist RPR. Dessen Kritiker behaupten, er sei mit seinen bisher zwei Programmen von der Lizenzbehörde LPR in der Vergangenheit stets bevorteilt worden.

Als sich abzeichnete, daß auch dieses Mal wieder ein RPR-Sproß die begehrte Welle bekommen sollte, organisierte Energy Fax- und E-Mail-Kampagnen. Es gehe auch um Arbeitsplätze, behaupten die Energy-Leute. Auch ein Unterstützungsbrief vom obersten Chef Montague kam. „Der hat sich seitdem nie mehr gemeldet“, seufzt Moderator Daniel Möller. Er fühlt sich im Stich gelassen – auch von der NRJ-Konzernführung. Unterdessen hat Montague ganz andere Sorgen, denn er mußte seinen Berliner Chef vor die Tür setzen. Dort muß Montague nun Feuerwehr spielen, denn der Berliner Radiomarkt besitzt für NRJ eine Schlüsselstellung. Rheinland-Pfalz nicht.

LPR-Chef Reiner Hochstein stellte klar, Energy müsse sein UKW-Programm auf jeden Fall am 31. Dezember abschalten. Doch auch für das Rockradio wird es erst einmal nichts. Obwohl sich der LPR-Zulassungsausschuß für Rockland aussprach, fehlte in der Sitzung am Montag eine entscheidende Stimme. Von den 42 Mitgliedern der LPR-Versammlung waren nur 36 erschienen. Vielleicht war bei den übrigen ja das Fax blockiert und die Einladungen kamen nie durch. Stefan Müller