■ Führungsgerangel
: Freundschaftsdienst des CDU-Generalsekretärs

Die ersten ermunternden Anrufe kamen bereits am Morgen. Via Zeitung hatte CDU-Generalsekretär Gerhard Lawrentz gestern angekündigt: „Man müßte mich schon sehr, sehr herzlich bitten, nochmals zu kandidieren.“ Parteifreunde baten nun den 52jährigen, beim Landesparteitag im Frühjahr nächsten Jahres noch einmal anzutreten. Doch Gerhard Lawrentz blieb bei seiner Aussage. Er werde seine Pflicht als CDU- Generalsekretär bis Februar erfüllen, „weil ich preußisches Geblüt in mir habe“; diese Pflicht aber kenne Grenzen – und die scheinen nun erreicht. Gerhard Lawrentz ist in die parteiinterne Personalmühle geraten, in der es eigentlich um Eberhard Diepgen und dessen Ämterdopplung Regierender Bürgermeister und Landesvorsitzender geht. Lawrentz gilt als Freund des Regierenden und als einer, der immer wieder hartnäckig betont: „Noch haben die Kritiker keine Alternative aufbieten können.“ Wer deshalb den blassen Gerhard Lawrentz schlägt, trifft hinterrücks auch Eberhard Diepgen. Gemutmaßt wird: Generalsekretär Lawrentz soll im Februar gestürzt und Diepgen dadurch geschwächt werden.

Überrascht von Lawrentz' Aussagen zeigten sich seine Schöneberger Parteikollegen. Noch am Montag hatten sie ihn mit 97 Prozent als CDU-Kreisvorsitzenden in Schöneberg bestätigt. „Mit keinem Wort hat er über seine Absichten gesprochen“, sagt CDUler Rüdiger Jakesch. Jakesch vermutet nun, daß Lawrentz einer Demontage zuvorkommen will. Lawrentz selbst sagt: Er wolle nicht Opfer von Querelen werden, die eigentlich nicht ihm gelten. jr