■ Winnie Madikizela Mandela tritt vor der Wahrheitskommission auf
: Gruselige Vorstellung

Eines kann man Winnie Madikizela Mandela nicht vorwerfen: Inkonsequenz. Ihr Auftritt vor der südafrikanischen Wahrheitskommission war durchinszeniert bis zur letzten Minute. Sie wußte schlicht von gar nichts. Bis zum Schluß spielte sie die Rolle der altruistischen Wohltäterin, die heimatlose Kinder von der Straße holte. Erst als der Vorsitzende der Kommission, Erzbischof Desmond Tutu, sie am Ende unter Tränen anflehte, sich wenigstens zu entschuldigen, gab sie nach. Unwillig nur, nach einer peinlich langen Pause und einer Beratung mit ihrem Anwalt.

Dem Versöhnungsbedürfnis des Christen Tutu mag damit Genüge getan sein, Winnie Mandela aber blieb sich treu. Die Entschuldigung fiel mehr als halbherzig aus, und Verantwortung übernahm sie weiterhin nicht. Das kann eine auch nicht, die Opfer einer allumfassenden Verschwörung ist. Alle waren gegen sie: die Schläger aus ihrer Leibgarde, angesehene Kirchenleute, die Genossen aus dem ANC, die Medien und die Polizei sowieso.

Die Wahrheitskommission muß nun entscheiden, ob sie Anklagen seitens der Gerichte empfiehlt. Am Ende bleiben vorerst viele Fragen. Doch immerhin ist es gelungen, mehr Wahrheit in verschiedene Fälle zu bringen als in jahrelangen Ermittlungen seitens Justiz und Polizei. Eines muß auch der Kommission klar sein: Glaubwürdig ist Winnie Mandela nicht. Einige der Zeugen mögen debil sein und sich seit Jahren widersprechen. Doch daß alle lügen, nur eine nicht, ist absurd. Allzu schwer wiegen die Übereinstimmungen. Der Fußball-Club war keine Sportvereinigung, sondern eine seiner Chefin treu ergebene Schlägerbande, die Terror mit Befreiungskampf verwechselte, und er wurde mitnichten 1987 aufgelöst.

In der ANC-Spitze, deren Mitglieder Winnie Mandela in der Anhörung abkanzelte wie dumme Schulbuben, ist sie sicherlich endgültig diskreditiert. Doch reicht das, um sie als Vizepräsidentin der Partei zu verhindern? Schon mehrfach hat die Basis in den letzten Monaten bewiesen, daß sie sich um die Meinung ihrer Führung nicht schert. Für die Verlierer der Wende in Südafrika bleibt Winnie Mandela eine unschuldige Heldin.

Niemand wagt derzeit eine Prognose, was auf dem ANC-Parteitag in vierzehn Tagen passieren mag. Sollte Winnie Mandela gewählt werden, ist es nicht mehr weit zum Amt der Vizepräsidentin in der Regierung. Eine gruselige Vorstellung. Kordula Doerfler