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Zweitgrößte Bank der Welt?

Zwei der drei führenden Schweizer Banken verhandeln über eine Fusion. Die Deutsche Bank könnte davon profitieren. Tausende Arbeitsplätze wären bedroht  ■ Aus Genf Andreas Zumach

Intensive Spekulationen um eine unmittelbar bevorstehende Fusion von zwei der drei Schweizer Großbanken zum dann zweitgrößten Geldinstitut der Welt haben die Kurse am eidgenössischen Aktienmarkt gestern kräftig in die Höhe getrieben. Von einer Zusammenlegung der Schweizerischen Bankgesellschaft SBG und des Bankvereins SBV, über die führende VertreterInnen beider Häuser mindestens seit dem Sommer verhandeln, würde möglicherweise auch die Deutsche Bank profitieren. Offiziell verweigerten SprecherInnen des SBV und der SBG, deren Verwaltungsrat gestern in Zürich tagte, bis zum Nachmittag jegliche Stellungnahme. Informell wurde eine gemeinsame Mitteilung der beiden Banken noch im Laufe des Abends nicht ausgeschlossen.

Nach dem Marktführer Schweizerische Kreditgesellschaft waren die SBG und der SBV 1996 mit Bilanzsummen von 437,2 Milliarden Franken (533 Milliarden Mark) beziehungsweise 359,9 Milliarden Franken die Nummer zwei und drei unter den eidgenössischen Großbanken. Bei einer vollständigen Fusion entstünde das weltweit zweitgrößte Geldinstitut (nach einer japanischen Bank) mit einer Bilanzsumme von 797 Milliarden Franken (rund 600 Milliarden US- Dollar) und das größte in den Bereichen Fondsmanagement und Privatkunden.

Die beiden anderen Verhandlungsoptionen sehen eine Fusion ohne den Aktienhandelsbereich der SBG bzw. eine Zusammenlegung lediglich der Privatkundengeschäfte der beiden Banken vor. Nach Informationen aus deutschen Bankkreisen sei auch nicht auszuschließen, daß SBG und SBV nach einer zunächst vollständigen Fusion ihr Kleinkundengeschäft an die Deutsche Bank verkaufen.

Über die Zukunft der drei eidgenössischen Großbanken wird öffentlich spekuliert, seit die Bankgesellschaft Anfang letzten Jahres ein Übernahmeangebot der Kreditgesellschaft ablehnte. Seitdem ist die Bankgesellschaft weit stärker als ihre beiden Konkurrenten oder irgend eine andere der über 400 eidgenössischen Banken wegen ihres Verhaltens im Zusammenhang mit dem Nazigold und sogenannten „nachrichtenlosen Konten“ von Opfern des Dritten Reiches national wie international in die Kritik geraten.

Anfang dieses Jahres hatte die SBG einen Wachmann entlassen, der die illegale Vernichtung historischer Dokumente aufgedeckt und teilweise verhindert hatte. SGB-Präsident Studer verdächtigte den Wachmann öffentlich unlauterer Motive und hat sich bis heute nicht für diesen Vorwurf entschuldigt.

Insbesondere in den USA, einem der wichtigsten Auslandsmärkte der Bankgesellschaft, ist ihr Image seitdem erheblich angeschlagen. Dies hat die Bereitschaft zur Fusion mit dem Bankverein möglicherweise befördert. Als im Sommer dieses Jahres die Verwaltungsräte beider Gespräche zu geheimen Gesprächen in Murten bei Bern zusammenkamen, sprach sich dem Vernehmen nach nur noch ein SBG-Verwaltungsrat gegen eine Fusion aus.

Experten rechnen damit, daß bei einer Fusion der beiden Banken Tausende von Arbeitsplätzen vernichtet werden, besonders wenn das personalintensive Kleinkundengeschäft an die Deutsche Bank verkauft werden sollte.

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