Iran und der Rest der arabischen Welt

■ Heute beginnt in Teheran der Gipfel der Islamischen Weltkonferenz

Teheran (AFP/dpa/taz) – Von heute an hat der Iran die Gelegenheit, sich mit der arabischen Welt zu versöhnen. In Teheran beginnt das Gipfeltreffen der Islamischen Weltkonferenz (OIC). Die OIC vertritt eine Milliarde Muslime, ein Fünftel der Weltbevölkerung.

Drei Tage lang werden Staats- und Regierungschefs aus 55 islamischen Ländern in der iranischen Hauptstadt diskutieren und sich am Donnerstag auf eine gemeinsame Abschlußerklärung einigen. Dabei wird harsche Kritik an der Türkei auf der Tagesordnung stehen. Die OIC soll jegliche Militärkooperation mit Israel verurteilen und dazu auffordern, die Territorialrechte des Irak zu wahren, verlangen die Außenminister der islamischen Staaten. Sie kamen bereits am Wochenende nach Teheran, um an den Resolutionsentwürfen für das Gipfeltreffen zu basteln. Denn einig sind sich die Ländervertreter nicht. Zu wichtig sind die Themen, zu unterschiedlich die Positionen. Wie beispielsweise soll eine gemeinsame Erklärung zu den arabisch-israelischen Friedensbemühungen aussehen? Die meisten OIC-Länder unterstützen die Vermittlungsversuche der USA, während der Iran die Abzugsabkommen von Madrid und Oslo ablehnt. Dennoch wird der Gipfel vermutlich den Palästinensern beipflichten und Israel dafür kritisieren, daß das Land die Abmachungen nicht einhält. Der Iran wird der Konferenz vorschlagen, einen gemeisamen islamischen Markt zu bilden, nach dem Vorbild Europas. Dieses Thema ist bedeutend, weil viele Teilnehmerländer große Ölreserven haben. Der Gipfel, meinen Beobachter, ist die erste echte Chance für die Führung in Teheran, ihren Ruf als Unterstützer des Terrorismus und Exporteur des Fundamentalismus abzuschütteln – zumal voraussichtlich keine Staatsoberhäupter teilnehmen, die den USA nahestehen. Jordaniens König Hussein wird nicht kommen, genausowenig Ägyptens Präsident Husni Mubarak und König Hassan aus Marokko. juw