piwik no script img

Korea sucht Entspannung

Die heute beginnenden Gespräche über die koreanische Halbinsel können Jahre dauern, doch die Aussichten für vertrauensbildende Maßnahmen sind gestiegen  ■ Aus Genf Andreas Zumach

In der Genfer UN-Beobachtermission der neutralen Schweiz sollen heute nach sechsjähriger Pause wieder Gespräche über eine Friedensordnung auf der koreanischen Halbinsel beginnen. Neben Vertretern des kapitalistischen Süd- Koreas und des kommunistischen Nord-Koreas wollen Abgesandte Chinas und der USA an den Gesprächen teilnehmen. Diese werden schon im Vorfeld als historisch bewertet. Das Ziel ist die Unterzeichnung eines Friedensvertrags zwischen den seit der Teilung Koreas 1945 verfeindeten Staaten. Sie befinden sich technisch noch im Kriegszustand.

Die zunächst auf zwei Tage anberaumten Vierergespräche gehen auf einen gemeinsamen Vorschlag von US-Präsident Bill Clinton und seines südkoreanischen Amtskollegen Kim Young Sam vom April 1996 zurück. Nachdem Nord-Korea im März dieses Jahres Interesse bekundete, fanden in New York mehrere Konsultationen über Ziele und Modalitäten der Genfer Gespräche statt. Strittig ist, ob in Genf lediglich über vertrauensbildende Maßnahmen diskutiert werden soll oder – wie von Pjöngjang verlangt und von Washington und Seoul entschieden abgelehnt – auch über den Abzug der 37.000 in Süd-Korea stationierten US-Soldaten. In Seoul wird jetzt mit einem „jahrelangen“ Verhandlungsprozeß gerechnet.

Nach Einschätzung Genfer Diplomaten sind die Chancen für eine Entspannung zwischen Nord- und Süd-Korea in den letzten drei Jahren gestiegen. Diese Hoffnung war bereits nach dem Ende des globalen Ost-West-Konflikts aufgekeimt. 1991 vereinbarten Seoul und Pjöngjang einen Nichtangriffspakt sowie Schritte zur Versöhnung und die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone. Einen Rückschlag brachte der Streit zwischen Washington und Pjöngjang über Nord-Koreas angebliche Produktion von atomwaffentauglichem Material, der erst 1994 beigelegt werden konnte.

Hinter Nord-Koreas Gesprächsbereitschaft steht nach Ansicht von Beobachtern auch das Interesse, weitere Zusagen für dringend benötigte Nahrungsmittelhilfen für seine hungernde Bevölkerung zu erlangen. Die Vereinigten Staaten und China sind seit der Teilung Koreas in den Konflikt involviert. Im Koreakrieg (1950 bis 1953) kämpften US-Soldaten auf seiten des Südens, chinesische Truppen unterstützten den Norden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen