Neonazi-Anschlag vereitelt

■ „Kameradschaft Treptow“ plante Rohrbomben-Attentat auf PDS-Mitglied

Berliner Neonazis planen weiterhin Anschläge auf politische Gegner. Die Staatsanwaltschaft teilte gestern mit, daß Rechtsextremisten der „Kameradschaft Treptow“ offenbar ein Rohrbombenattentat auf ein Mitglied der „PDS/ Junge Gruppe Treptow“ geplant haben. Nach den bisherigen Ermittlungen sollte die Bombe auf dessen Balkon gezündet werden. Zur Vorbereitung sollen bereits zwei Probesprengungen durchgeführt worden sein.

Die Sicherheitsbehörden stießen am Montag bei einer Razzia gegen Mitglieder der rechtsextremen Kameradschaften Treptow und Köpenick auf die Anschlagsvorbereitungen. Dabei waren nach Angaben von Justizsprecherin Michaela Blume Materialien zur Herstellung von Rohrbomben sichergestellt worden. Eine solche Bombe war bereits im Oktober von Passanten im Treptower Park gefunden worden. Nach den Durchsuchungen waren zwei junge Männer im Alter von 17 und 20 Jahren festgenommen worden, die der Kameradschaft Treptow zugerechnet werden. Bei dem älteren wurden ein Karabiner und ein abgesägter Revolver gefunden. Gegen beide wurden gestern wegen Vorbereitung einer Sprengstoffexplosion, Verabredung zur Herbeiführung einer solchen und Verstoßes gegen das Waffengesetz Haftbefehl erlassen, so Blume weiter.

In einer großangelegten Aktion waren Polizei und Justiz gegen die Rechtsextremisten vorgegangen. Die Wohnungen von 17 Personen wurden durchsucht. Den Mitgliedern der beiden Kameradschaften wurde vorgeworfen, im Stadtgebiet Aufkleber verbreitet zu haben, auf denen ein Skinhead mit einem Hakenkreuz auf dem Koppelschloß und einer SS-Rune auf dem Stiefel abgebildet ist. Die Anschlagsmaterialien seien ein „Zufallsfund“ gewesen, sagte Blume. Erst durch die Aussage eines der Beschuldigten habe man von dem geplanten Anschlag erfahren.

Erst jüngst wurden zwei führende Mitglieder der Kameradschaft Treptow wegen Totschlags und Beihilfe zum Totschlag verurteilt. Sie hatten im April Gesinnungsgenossen im Vollrausch erstochen. Die Kameradschaft zählt zu den führenden neonazistischen Organisationen in der Stadt. Nach dem Verbot anderer rechtsextremer Parteien sammelt sich in den Kameradschaften die Szene. Das Landesamt für Verfassungsschutz nennt die Kameradschaften ein „Ostberliner Phänomen“. babs/jr