Heimliche Atomversuche und austrocknende Seen

■ Die Zukunft sieht düster aus für das 2,7 Millionen Quadratkilometer große Kasachstan

Der Zusammenbruch der Sowjetunion machte es möglich: Seit Dezember 1991 ist die ehemalige Sowjetrepublik Kasachstan unabhängig. Doch die Zukunft des Staates, der mit 2,7 Millionen Quadratkilometern rund achtmal so groß ist wie die Bundesrepublik, sieht düster aus: Der jahrzehntelange Anbau von Baumwolle in Monokultur, die hemmungslose Forcierung der Schwerindustrie und der Abbau von Naturressourcen sind eine schwere Hypothek.

Durch gigantische Bewässerungsmaßnahmen für die vielen Baumwollfelder ist beispielsweise der Aralsee an der Grenze zu Usbekistan seit 1960 um 45 Prozent geschrumpft. Einstige Hafenstädte liegen heute dreißig Kilometer vom Ufer des Sees entfernt. Der Nordwesten des Landes bei Semipalatinsk diente zu Sowjetzeiten als Testgelände für Atombombenversuche, ohne daß die Bevölkerung davon erfuhr. In den Kohlerevieren in Nordkasachstan wurde Fabrik um Fabrik aus dem Boden gestampft, die Städte dort sind grau und trist. Von den siebzehn Millionen EinwohnerInnen Kasachstans sind 43 Prozent KasachInnen und 37 Prozent RussInnen. Der Rest sind von Stalin deportierte UkrainerInnen, Deutsche und KoreanerInnen. Die geographische Verteilung dieser Bevölkerungsteile könnte ethnischen Zündstoff bieten: Im Norden siedeln vor allem RussInnen, im Süden meist KasachInnen.

Präsident Nasarbajew, der zu Zeiten der Sowjetunion Generalsekretär der Kommunistischen Partei Kasachstans war, präsentiert sich als Übervater seines Landes und regiert mit harter Hand. Bei einer per Dekret angesetzten Volksabstimmung ließ er sich 1995 für fünf weitere Jahre im Amt bestätigen. Die ebenfalls per Plebiszit angenommene neue Verfassung räumt ihm seit August 1991 umfassende Vollmachten ein — auch wenn die Opposition die Wahlergebnisse nicht anerkennen will, die mit rund 90 Prozent Zustimmung zu Nasarbajews Entwürfen an Sowjetzeiten erinnern. bro