Stiftung für Folteropfer

■ Berliner Behandlungszentrum für Folteropfer will so mehr Spenden hereinholen

Berlin (taz) – Das Behandlungszentrum für Folteropfer in Berlin hat zu seinem fünfjährigen Bestehen eine Stiftung ins Leben gerufen. Damit soll die Finanzierung der wichtigen Einrichtung auf eine breitere Grundlage gestellt werden. „Wir bekommen derzeit nur rund eine Million Mark jährlich. Das ist zuwenig“, sagte Salah Ahmad, der im Behandlungszentrum als Therapeut arbeitet. 700.000 Mark kommen vom Bundesministerium für Familie und Jugend. Den Rest an institutioneller Förderung steuern das Deutsche Rote Kreuz, die Vereinten Nationen und die Europäische Union bei. Immerhin 20 Prozent des Etats holt das Behandlungszentrum über Spenden von Privatpersonen herein. Die Stiftung soll es ermöglichen, dieses Spendenaufkommen zu erhöhen – und so mehr Menschen als bisher behandeln zu können. Als neues Arbeitsgebiet soll die Erforschung von Folterschicksalen hinzukommen.

Das Behandlungszentrum wurde Anfang 1992 gegründet. Eine große Rolle spielte dabei die Auseinandersetzung mit der Medizin im Nationalsozialismus und der Weigerung großer Teile der Ärzteschaft nach 1945, sich der Vergangenheit zu stellen.

Das Zentrum bietet Opfern organisierter staatlicher Gewalt Hilfe bei körperlichen Leiden, seelischen Langzeitbeschädigungen und psychosomatischen Störungen. Das Zentrum arbeitet wie eine Poliklinik, in der ÄrztInnen für Allgemeinmedizin und Psychiatrie, PsychotherapeutInnen und SozialarbeiterInnen kooperieren. KurdInnen aus der Türkei sowie BosnierInnen sind die am häufigsten behandelten Patienten; in den ersten Jahren zählten auch DDR-BürgerInnen dazu. 1996 belief sich die Gesamtzahl der Patienten auf 204 Menschen; davon waren 138 Neuzugänge. Die Wartezeit liegt derzeit bei mindestens einem Jahr.

Die Therapien sind personal- und zeitaufwendig. Die Behandlung Traumatisierter dauert häufig ein Jahr und länger. Oft sei es schwierig, mit den Gefolterten eine Vertrauensbasis aufzubauen. Manche können erst nach einigen Wochen über die traumatischen Erlebnisse sprechen, meinte Ahmad. Andere redeten schon bei der ersten Sitzung wie „ein Wasserfall“, würden dann aber psychisch zusammenbrechen. Julia Naumann