Endlos langer Weg ins Tal

■ 4,31 Millionen Ende November ohne Job. Starker Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit

Nürnberg (taz) – Seit Monaten schon sieht der Präsident der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit (BA), Bernhard Jagoda, „Anzeichen für ein allmähliches Erreichen der Talsohle“. Doch auch die jüngste Arbeitsmarktstatistik zeigt wieder eine Steigerung der Arbeitslosenzahlen. Ende November waren insgesamt 4,31 Millionen Joblose bei den Arbeitsämtern registriert. Das sind 31.400 mehr als Ende Oktober – und knapp 380.000 mehr als vor einem Jahr. Eine „grundlegende Besserung“ lasse eben „weiter auf sich warten“, kommentierte Jagoda die Arbeitslosenquoten von 9,5 Prozent in den alten und 18,3 Prozent in den neuen Bundesländern.

Die Zahl von fünf Millionen Arbeitslosen im kommenden Winter, die Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) ins Spiel gebracht hatte, will der BA-Präsident aber nicht bestätigen. Für Spekulationen, was im Januar und Februar geschehe, sei es „noch zu früh“. Es sei wohl ein „beliebtes Spiel, daß sich jeder scheinbar an den höchsten Zahlen berauscht“, klagte Jagoda. Für ihn gebe es „keine Anzeichen“ für eine solche Entwicklung, sagte er mit Hinweis auf das Vorjahr. Da stieg die Zahl der Arbeitslosen von Oktober auf November um 75.400, in diesem Jahr fiel der Anstieg nicht einmal halb so groß aus. Als „positiven Trend“ vermerken die Statistiker der Bundesanstalt zudem, daß saisonbereinigt die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat nur um 11.000 gestiegen ist.

Nach den jüngsten Schätzungen des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden hat sich allerdings die Beschäftigung in Deutschland spürbar verringert. 34,32 Millionen Erwerbstätige Ende September sind 440.000 weniger als vor einem Jahr. Große Sorgen bereitet der Bundesanstalt für Arbeit, daß sich die Situation einer Problemgruppe weiter verschlechtert hat: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg weit überdurchschnittlich. Mit 1,51 Millionen liegt sie nun schon um 25 Prozent über dem Vorjahresniveau. Bernd Siegler